Xanten Weseler Bach-Chor überzeugt im Xantener Dom

Xanten · Bachs Reformationskantate über das wohl berühmteste Kirchenlied Martin Luthers "Ein feste Burg ist unser Gott" stand im Mittelpunkt der Abendmusik des Bach Collegiums Rhenanum unter Leitung von Hans Linnartz im Xantener Dom.

In Bachs Leipziger Jahren um 1730 wurde diese Kantate zum Reformationsfest, die mit der ersten Strophe des Luther-Liedes im schlichten vierstimmigen Satz beginnt und auch die übrigen Strophen einschließt, aufgeführt und später weiterbearbeitet. Der kunstvoll komponierte Eingangschoral, in dem jede einzelne Singstimme fugiert vorgetragen wird, wird als einer der Höhepunkte der Bachschen Choralbearbeitungskunst angesehen. Schon in diesem Eingangssatz wurden den rund 100 Zuhörern die Stärken des Bach Collegiums Rhenanum deutlich.

Die Stimmen klangen sehr homogen. Die intensive Zusammenarbeit der ambitionierten Amateure zahlte sich hier hörbar aus, denn das Ensemble erreichte eine erstaunliche klangliche Einheit. Auch die Instrumentalisten agierten auf allerhöchstem Niveau. Die Oboen und das Fagott zeichneten ihre Linien sehr weich und ausdrucksstark in den Arien. Die Streicher gingen mit rhythmischer Spritzigkeit und mit Sinn für Details an diese Musik heran, die durchaus nicht bei Kantaten üblich ist.

Auch bei den Solisten erwies sich die Wahl als gut. Die Sopranistin Karin Schulte belebte ihre Partien mit einer beweglichen, locker geführten Stimme. Textverständlichkeit war gewährleistet. Jelle Draijer meisterte die Basspartien mit delikater stimmlicher Ausgestaltung. Auch Tenor Roelof Polinder konnte überzeugen. Seine Stimmgebung wechselte zwischen zarten Nuancen und kraftvollen Worten. Gabrielle Nijhuis (Alt) lag das sehr gefühlvolle und ausdrucksstarke Duett "Wie selig sind doch die, die Gott im Munde tragen".

Die Abstimmung von Vokal- und Instrumentalensemble war ausgezeichnet. Man hörte die Erfahrung von Hans Linnartz. Jeder Einsatz saß genau, Artikulation und Phrasierung waren uneingeschränkt homogen. Die Musiker erschienen als ein sehr kompaktes Ensemble, ohne dass dies auf Kosten der Durchsichtigkeit des Satzes ging.

Man hörte jedes Instrument, jede vokale Stimme, die sich klanglich hervorragend mit den anderen mischte. Martialische Themen wurden von den Violinen unterstrichen. Überhaupt war bei dieser Bach-Kantate die musikalische Symbolik, der Kampf von Gut gegen Böse im Sinne des protestantischen Luthertums, von herausragender Bedeutung. Es gab viel Applaus für ein stilvoll engagiertes Musikensemble.

(usp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort