Sonsbeck Wie Sonsbeck für Touristen attraktiv wird

Sonsbeck · Kölner Berater haben einen Plan gestrickt, wie die Gemeinde Profil gewinnen kann. Zuschuss für Aussichtssturm könnte schnell kommen.

Die "Grüne Perle" wie sich die kleinste Gemeinde im Kreis Wesel gern nennt, will mit professioneller Hilfe Selbstbewusstsein tanken, aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen und für auswärtige Besucher deutlich attraktiver werden. Damit das gelingt, hat sich die Gemeinde die Dienste der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH gesichert. Das Kölner Büro hat nach Basis-Recherchen und zwei Workshops mit Akteuren vor Ort jetzt einen 127 Seiten starken Konzept-Entwurf erarbeitet. Der skizziert, wie Sonsbeck sein touristisches Profil stärken, seine schlummernden Potenziale heben und seine besonderen Reize stärker an den Mann bringen kann. ift-Beraterin Christiane Baum hat jetzt den Ausschuss für Öffentliche Angelegenheiten mitgenommen bei einem Parforceritt durchs Konzept. Das wird dem Rat in Kürze zur Entscheidung vorgelegt. Dann geht's Schritt für Schritt an die Umsetzung.

Bürgermeister Heiko Schmidt räumte ein, dass das Thema Tourismus in der Vergangenheit "eher stiefmütterlich behandelt" worden sei. Aber er sagte auch, dass die "Grüne Perle" nun "nicht zum großen Sprung ansetzen" wolle. Er plädierte für "sanften Tourismus" und dafür, das in den Blick zu nehmen, "was zu uns passt". Da hebt sich die Perle inmitten niederrheinischer Natur besonders mit der zugkräftigen "Sonsbecker Schweiz" hervor, schaut von hier aus auf starke, weil Touristenströme lockende Nachbarn Xanten und Kevelaer herab. Von den Besucher-Magneten vor der Haustür, so die Konzept-Schreiberin, solle Sonsbeck versuchen, was abzuknabbern vom Tourismus-Kuchen, um kein Schattendasein zu fristen.

Das Leuchtturmprojekt in eine bessere Zukunft liegt derzeit brach. Der Aussichtsturm ist aus Sicherheitsgründen bekanntlich gesperrt. Ein neuer soll her und mit gastronomischer Infrastruktur zum beliebten Anlaufpunkt entwickelt werden. Der Turm soll kein Solist bleiben, sondern als Anker eingebunden in ein Gesamtpaket. Um die Besucherzahlen zu steigern und die Verweildauer zu verlängern, sollen der "Ortskern belebt" und der Weg dorthin besser ausgeschildert" werden.

Erste konkrete Schritte, die das Konzept vorschlägt, sind neben dem Turmbau zunächst wenig unspektakulär, leicht realisierbar, dennoch zielführend: Es geht um die Vernetzung der Grünen Perle ins überregionale Radfahr-Netz. Christiane Baum sagte, dass sowohl der Anschluss an die Römer-Lippe-Route als auch an die Niederrheinroute problemlos möglich seien und dem Tourismus in Sonsbeck schnell Rückenwind verschaffen könnte. Sonsbeck könnte den elf Themenschleifen auf der rund 250 Kilometer langen, vielbefahrenen Römer-Lipperoute zwischen Xanten und Detmold eine zwölfte hinzufügen. Die Gommansche Mühle sei der Quell' der Wasserversorgung des römischen Militärlagers Colonia Ulpia Traiana gewesen. Die historischen Spuren seien noch sichtbar und eigneten sich bestens zur Vermarktung. Ein Pfund sei hier der inzwischen ausgebaute Alleenradweg auf der Trasse der Boxteler Bahn gen Xanten. Auch der Abschnitt Richtung Uedem, so der Bürgermeister, stehe kurz vor der Vollendung. Der Anschluss an die Niederrhein-Route sei ohne großen Aufwand mit bescheidenen Mitteln möglich, so die Beraterin. Das biete überdies die ausgezeichnete Chance, an die bundesweit ausstrahlenden Marketing-Schienen anzudocken und so näher an die Touristenströme heranzurücken.

Die Gemeinde ist dabei, einen Förderantrag für den neuen Turm, inklusive Abriss des alten zu stricken, für den bald eine Vorentscheidung fallen könnte. Während Bürgermeister Schmidt skeptisch ist, den Sprung an den Fördertopf Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP) noch vor Weihnachten zu schaffen, ist Christiane Baum zuversichtlich. Wenn's klappt, übernimmt das Land zwei Drittel des mit 700.000 Euro bezifferten Projekts. Das kleine Sonsbeck wäre mit 280.000 Euro dabei, den Turm zum Leuchten zu bringen.

Später sollen Projekte in der Kategorie "Kultur und Genuss" das Profil Sonsbecks mit "regionalen Unverwechselbarkeiten" erlebbar machen. Hier geht's um identitätsstiftende Themen wie Pilgern (Kriechaltar Gerebernuskapelle) und Töpfern ("Sonsbecker Töpfchen").

(bp)
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