Xanten Wo Rollstuhlfahrer nicht weiterkommen

Xanten · Der Sozialverband VdK und die Interessengemeinschaft "All inclusive" laden an Christi Himmelfahrt zum Test ein. Auf dem Marktplatz können Bürger die Situation in Xanten bewerten und Schwachpunkte benennen.

 Selbst mit der Hilfe seines Sohnes Volker schafft es Ernst Markus (91) und seiner Frau Marion Markus-Velden kaum die Treppen am Rathaus hinauf.

Selbst mit der Hilfe seines Sohnes Volker schafft es Ernst Markus (91) und seiner Frau Marion Markus-Velden kaum die Treppen am Rathaus hinauf.

Foto: Armin Fischer

Rund um den 5. Mai, den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, laden Verbände und Organisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe bundesweit zu Aktionen zum Thema Barrierefreiheit ein. Unter dem Motto "Einfach für alle - Gemeinsam für eine barrierefreie Stadt" setzen sich die Veranstalter für die barrierefreie Gestaltung aller Lebens- und Sozialräume ein.

Wie barrierefrei die Stadt Xanten ist, zeigen der Sozialverband VdK Ortsverband Xanten und die Interessengemeinschaft "All inclusive" mit einer Befragung auf dem Marktplatz. An Christi Himmelfahrt von 11 Uhr bis etwa 14 Uhr rufen die beiden Veranstalter alle Bürger dazu auf, die Barrierefreiheit ihrer Stadt zu bewerten. Auf einem großen, skalierten Pfeil in Richtung Barrierefreiheit können die Teilnehmer mit Klebepunkten markieren, wie weit Xanten auf dem Weg zur Inklusion ist. Ein Städtetest ergänzt die Aktion. Interessierte gehen auf Tour, um zentrale Bereiche in Xanten anhand von 15 Fragen auf Zugänglichkeit für alle zu testen. Die Antworten zeigen, wo noch Handlungsbedarf besteht.

"Mit unserer Aktion wollen wir die Menschen auf Barrieren aufmerksam machen und erfahren, wie sie selbst Barrieren erleben," sagen Angela Weniger von "All inclusive" sowie Volker Markus vom VdK: "Wir laden alle ein, sich gemeinsam mit uns für mehr Barrierefreiheit in unserer Touristenstadt Xanten einzusetzen." Zudem hoffe man, so für die regelmäßige Arbeit mit betroffenen Bürgern ins Gespräch zu kommen und neue Anregungen zu erhalten. Auch deshalb: Oft ließen sich Barrieren mit recht geringem Aufwand beseitigen. Volker Markus denkt da zum Beispiel an den Parkplatz vor dem Standsamt im Rathaus. Von dort lasse sich die wichtige Anlaufstelle Bürgerbüro eben nicht erreichen. Da fehle nur eine Hinweistafel auf die Eingänge im Innenbereich oder über Spülsteg / Karthaus. Die angrenzende Rampe hinauf - das geht gar nicht. Der 57-Jährige weiß, wovon er spricht, seit seine Schwiegereltern quasi über Nacht pflegebedürftig wurden. Heute ist sein 91-jähriger Vater an den Rollstuhl gefesselt. Hilfe bekam Markus beim VdK, mit seinen 700 Mitgliedern im ganzen Stadtgebiet. Seit 2010 ist er dessen Vorsitzender und jetzt auch SPD-Ratsherr.

"Ich will einfach helfen", sagt er, wohl wissend, dass er dann auch selbst Unterstützung benötigt, wenn es zum Beispiel darum geht, "endlich einen mittleren Handlauf in die Treppe hinab zur WC-Anlage auf dem Markt zu erhalten." Auch deshalb wird am Donnerstag der Umfrage-Stand ganz in dessen Nähe aufgebaut werden. Aber das seien eben nur zwei Beispiele. Und es gehe nicht nur um Gehbehinderungen. Auch zum Beispiel für Sehbehinderte gebe es sicher oft böse Ecken. "Nur müssen wir sie kennen, rufen Angela Weninger und Volker Markus zur Teilnahme an der Aktion auf.

"Barrierefreiheit in allen Lebens- und Sozialräumen ist wesentliche Voraussetzung für Inklusion," sagt Armin v. Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch. "Denn nur der barrierefreie Zugang zu sämtlichen Bereichen des täglichen Lebens ermöglicht die Teilhabe aller Menschen mit und ohne Behinderung an der Gesellschaft." Die Bonner Förderorganisation unterstützt den Protesttag seit 19 Jahren. Sie koordiniert das Engagement und stellt Förder- sowie Aktionsmittel zur Verfügung. Angebote auf der Internetseite der Aktion Mensch machen die Aktionen zum 5. Mai auch online erlebbar. User sind eingeladen, hier ebenfalls die Barrierefreiheit ihrer Stadt zu bewerten.

Auch die Ergebnisse des Städtetests in Xanten können in der Städtebewertung veröffentlicht werden. Unter den Teilnehmern wird unter anderem eine Städtereise verlost. Mit dem Hashtag #5Maibarrierefrei können außerdem Erlebnisse rund um den Aktionstag auf Facebook und Twitter live geteilt werden.

(RP)
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