Xanten Xanten aus der Vogelperspektive gesehen

Xanten · Seit zwölf Jahren fliegt Dr. Baoquam Song als Fotograf des Archäologischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum (RUB) regelmäßig über die Domstadt. Seine Bilder stellte er im Vortrag vor. Es gibt auch wieder einen Fotokalender von ihm.

Mit seinem Vortrag "Xanten aus neuer Perspektive - Stadt und Landschaft von oben" gewehrte der Luftbildarchäologe Dr. Baoquam Song im Siegfriedmuseum selbst alteingesessen Xantenern neue Blickwinkel auf ihre Heimat. Seit zwölf Jahren umfliegt der Fotograf des Archäologischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum (RUB) bereits den Xantener Raum. Dabei entdeckte er mit den Methoden der Luftbildarchäologie hunderte neue archäologische Fundstellen, die sich als Geländeunebenheiten oder Bewuchsanomalien auf Feldern zeigen. Inzwischen, so betonte Dr. Song, gehöre Xanten zu seinen liebsten Fluggebieten. "Die Stadt und ihr Umland sind von archäologischer Seite her besonders spannend und ein dankbares Gebiet. Jeder Flug offenbart wieder neue Fundstellen", erklärte der Fotograf.

Sichtbar werden diese Fundstellen auf sogenannten Senkrechtaufnahmen. Dafür fotografiert der Archäologe das Gelände von einem Leichtflugzeug (Cessna) aus in möglichst senkrechter Position. "Es gibt verschiedene Merkmale, die auf Bodendenkmäler hinweisen", sagte Dr. Song. Dazu gehören etwa Geländeunebenheiten. Hierbei befindet sich der Fund zwar unter der Erde, die Formen desgleichen sind allerdings als Wölbungen deutlich zu erkennen. "Die besten Aufnahmen von Geländeunebenheiten lassen sich im Winter erzielen, wenn die Sonne tief steht. Die zahlreichen Schatten erfassen jede kleine Bodenerhöhung und lassen das Gelände so besonders plastisch erscheinen", ergänzte der Archäologe. Ein markantes Beispiel solcher Geländeunebenheiten befindet sich unter dem heutigen jüdischen Friedhof, wie Dr. Song anhand seiner Bilder zeigte. Die ringförmige Wölbung und eine weitere Erhöhung im Kern ließen auf eine römische Motte schließen, also auf einen mit Wassergraben und Mauer geschützten und auf einem Erdhügel erbauten Wachturm.

Doch auch wenn das Erdniveau im Laufe der Jahrhunderte oder im Zuge landwirtschaftlicher Nutzung vollständig ausgeglichen wurde, lassen sich Bodendenkmäler dank der Luftbildarchäologie noch feststellen. "Kulturpflanzen wie Getreide reagieren sehr sensibel auf darunterliegende Bodendenkmäler", erklärte Dr. Song. So wachsen Pflanzen über ehemaligen Gräben, die inzwischen mit humusreicher Erde verfüllt sind, besonders gut. Die Bewuchsanomalie zeichnet sich durch eine saftigere Farbe und ein höheres Wachstum aus.

Genau entgegengesetzt verhält es sich mit Pflanzen, die über massiven Mauerresten wachsen. "Wegen des unterirdischen Hindernisses kann die Pflanze ihre Wurzeln nicht richtig entwickeln. Außerdem erhält sie weniger Nährstoffe und Wasser", sagte der Fachmann. Das Ergebnis sind ein niedrigerer Wuchs und Gelbfärbung. "Manchmal erscheint es fast so, als hätte man einen römischen Bauplan vor Augen", bemerkte Dr. Song mit Blick auf das Militärlager Vetera I am Fürstenberg. Dort konnte der Archäologe dank der Bewuchsmerkmale nicht nur das Nordtor, die Hauptstraße, die Principia (Stabsgebäude), doppelreihige Mannschaftsbaracken und ein zweites Lagerkrankenhaus lokalisieren, sondern auch ein vorgelagertes ziviles Dorf und ältere Bauphasen des Lagers festmachen.

Der im Verlag Edition ARCHAEA erschienene A3-Kalender ist in der Tourist Information Xanten, Kurfürstenstraße, erhältlich (19,95 Euro).

(beaw)
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