Xanten Xanten trauert um einen Visionär

Xanten · Der langjährige Xantener Stadtdirektor Heinz Trauten starb am Donnerstagabend im Alter von 79 Jahren. Über Jahrzehnte hinweg hat er beharrlich die Stadt zu einem blühenden Wohn- und Tourismusort entwickelt.

 Unterwegs mit der Kommission von "Unser Dorf soll schöner werden" im Amphitheater in Birten: Heinz Trauten (2.v.l.).

Unterwegs mit der Kommission von "Unser Dorf soll schöner werden" im Amphitheater in Birten: Heinz Trauten (2.v.l.).

Foto: Fischer

Wo wäre Xanten heute ohne Heinz Trauten? Vielleicht nur eine weitere normale Kleinstadt am Niederrhein. Doch mit ihm saß ein Visionär als Stadtdirektor im Rathaus. Am Donnerstag ist er nur wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag gestorben.

Bis zu seinem Amtsantritt als Stadtdirektor 1970 ging es in der Stadt Xanten und in den Dörfern noch recht beschaulich zu. Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs waren überwunden, doch nichts deutete auf die grundlegenden Veränderungen der kommenden Jahrzehnte hin.

 Geld sammeln für das Stiftsmuseum: Heinz Trauten (v.r.) mit Hans-Jürgen Thiele, Barbara Hendricks, Karl-Heinz Tenter, Petra Frank-Diebels und Udo Grote.

Geld sammeln für das Stiftsmuseum: Heinz Trauten (v.r.) mit Hans-Jürgen Thiele, Barbara Hendricks, Karl-Heinz Tenter, Petra Frank-Diebels und Udo Grote.

Foto: Armin Fischer

Bis sich in jenem Jahr die CDU zur Klausur im Weseler "Tannenhäuschen" traf, um richtungsweisende Ideen für "das neue Xanten" zu entwickeln. Trauten und Bürgermeister Hans Seber setzten sie anschließend systematisch um. Die Stadt dankte es ihm mit der Verleihung des Ehrenbürger-Titels.

Bis 1999 stellte der Dreh- und Angelpunkt der jüngeren Xantener Geschichte die Weichen hin zu einer Stadt für Erholung und Freizeit. Zugpferd dieser Entwicklung waren die Römer - und sind es bis heute geblieben, auch wenn der Tourismus längst auf mehreren Pfeilern gründet. Auf den anderen historischen Sehenswürdigkeiten oder dem Freizeitangebot zum Beispiel. Trauten setzte sich vehement für den Ausbau des Archäologischen Parks ein und initiierte 1974 den Gründungsvertrag für das Freizeitzentrum Xanten (FZX) zwischen Stadt, Kreis und dem damaligen Kommunalverband Ruhrgebiet mit. Nicht gerade zur Freude von vielen Landwirten, die mit Sarkasmus reagierten: "Jetzt werden wir alle Bademeister", verkündete ein Karnevalswagen. Schließlich mussten 300 Hektar Ackerland für die Auskiesung weichen.

In seiner Zeit als Geschäftsführer des FZX wurde 1982 das Nibelungenbad in Wardt eröffnet. Der erste Abschnitt der Nordsee wurde für die Öffentlichkeit freigegeben. Der Bau des Bades sei von Beginn an eingeplant gewesen, so Trauten. APX, FZX, TouristInformation, Jugendherberge und - lange nach seinem Ausscheiden aus dem öffentlichen Dienst - das Stiftsmuseum: Trauten blieb sich immer treu, wich nicht vom eingeschlagenen Weg ab, auch nicht, als SPD und FBI 1979 die mit dem Radikalumbau Xanten unzufriedenen Bürger um sich scharten und die Ratsmehrheit stellten. Auch nicht, als ihn die Koalitionspartner 1982 aus dem Amt hieven wollten. Damals stampfte die CDU eine "Aktion pro Trauten" aus dem Boden und sammelte so viele Unterschriften, dass der Plan fallengelassen wurde. Trauten regierte im Rathaus hart und streng, ließ sich nicht über den Tisch ziehen.

Auch nachdem die touristischen Pflöcke längst fest verankert waren, warnte er vor einem Stillstand und einem selbstzufriedenen Zurücklehnen. "Noch ist nicht alles in der Vergangenheit Begonnene fertiggestellt. Das gilt besonders für die historische Stadt, APX und Freizeitbereich. Behutsam sind die Entwicklungsprozesse von Stadt, Park und Freizeit eingeleitet worden. Behutsam, aber konsequent müssen sie nun auch weiter geführt werden", mahnte der Jurist im Januar 2003.

Zu diesem Zeitpunkt einer "schwierigen Finanzlage" (der damalige Bürgermeister Christian Strunk) schloss er Einschränkungen bei Einrichtungen der Stadt nicht aus und scheute sich nicht, Unbequemes auszusprechen. "Bisher ging man oft davon aus, dass sich Öffnungszeiten an den Wünschen der Bürger zu orientieren hatten. Wahrscheinlich kommen wir zu umgekehrten Verhältnissen." Doch in Richtung Lokalpolitik sagte er auch: "Die Finanzkrise sollte uns nicht entmutigen."

Trauten war nie bequem und scheute sich nicht, sich mit der eigenen CDU anzulegen. "Man hat unsere Absicht, auch politisch aktiv zu sein, zunichtegemacht", sagte er 2004 auf einer Versammlung der Senioren Union. Denn der Personalvorschlag der Senioren Union für die Ratswahl war zuvor auf einer Sitzung des CDU-Ortsverbandes Xanten-Mitte durchgefallen. Dies sei ein "unfreundlicher Akt gegen die Senioren Union und ihren Vorsitzenden" gewesen, sagte der ehemalige Stadtdirektor und kündigte an, dass sich die SU nicht am Wahlkampf beteiligen werde. "Wir lassen uns nicht vor die Knochen treten und gehen anschließend Plakate kleben."

Nach seiner Pensionierung zog sich Trauten nicht ins Private zurück, sondern fand auch in Fördervereinen wie für das Stiftsmuseum oder das Krankenhaus und bei "All inclusive" Felder für ein Engagement. Er setze sich nur für Dinge ein, von denen er überzeugt sei, sagte er einmal über seinen Ruhestand. Langweilig war es ihm nie. "Ich lebe jeden Lebensabschnitt erfüllt. Ich denke nicht daran, wie´s früher war", sagte er einmal der RP.

(kump)
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