Xanten Xantener als Ebola-Helfer in Liberia

Xanten · Seit vergangener Woche ist Thomas Laackmann in Liberia. Zusammen mit zwei Kollegen der Duisburger Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany baut der 49-Jährige zwei Isolierstationen für 44 Infizierte auf.

Die Ebola-Waisen von Sierra Leone
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Mehr als eine Million Menschen leben in Monrovia, der Hauptstadt Liberias. Eigentlich herrscht ständig geschäftiges Treiben. Die Straßen sind voll. Nicht so seit einigen Monaten. Denn die Angst vor dem tödlichen Ebola-Virus ist allgegenwärtig - nun auch für Thomas Laackmann aus Xanten. Seit Mittwoch vergangener Woche ist der 49-jährige Krankenpfleger im Auftrag der Duisburger Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und der "action medeor" in der westafrikanischen Großstadt unterwegs. "Es ist wirklich sehr schwer zu beschreiben, was wir hier erleben", erzählt er. "Die Menschen haben extrem viel Angst."

In Monrovia sind die meisten Schulen inzwischen geschlossen. Spielende Kinder sieht man kaum. Die Menschen bleiben lieber in ihren Wohnungen. Das öffentliche Leben ruht. "Die Geschäftsleute haben Angst, dass auch sie ihre Läden schließen müssen", erzählt Laackmann. Damit droht nicht nur die medizinische, sondern auch die wirtschaftliche Katastrophe.

In einem der Außenbezirke bauen er und zwei weitere Team-Mitglieder zwei Isolierstationen für je 22 Ebola-Infizierte auf. Der Platz, auf dem die Zelte aufgebaut werden, ist von dicken Mauern umgeben. "Wir selbst haben so gut wie keinen Kontakt zu den Einheimischen", sagt Laackmann - eine Vorsichtsmaßnahme unter vielen. "Wir waschen uns ständig die Hände. Dreimal täglich messen wir unsere Temperatur, um zu sehen, ob wir Fieber haben", erklärt der Xantener.

Seit der gebürtige Sonsbecker als medizinischer Leiter bei I.S.A.R. tätig ist, war er oft in Krisengebieten unterwegs - Afrika, Asien, Südamerika. "Ich war auf Haiti und kürzlich erst auf den Philippinen. Wir helfen, wenn Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Überschwemmungen die Menschen heimgesucht haben. Doch das hier ist etwas anderes." Seine aktuelle Mission habe einen ganz anderen Charakter. Angst habe er nicht, die wäre der falsche Begleiter. Aber er habe Respekt vor der Krankheit. "Ebola ist eine Katastrophe, die man nicht sieht. Es gibt keine zerstörten Häuser, keine verwüsteten Straßen. Die Gefahr ist für die Menschen unsichtbar."

Und doch hat Ebola sichtbare Spuren hinterlassen. Die Angst lähmt die Menschen. Die brachliegende Infrastruktur erschwert die Arbeit der Helfer. Die haben nur 14 Tage Zeit, um die zwei Isolierstationen zu errichten und dem Gesundheitsministerium pünktlich zu übergeben. Das Team muss sich um die Zollabfertigung kümmern, Absprachen mit den örtlichen Behörden treffen. Außerdem müssen die notwendigen Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüsse organisiert werden. Es gilt, in nur zwei Wochen ein Behandlungszentrum praktisch aus dem Boden zu stampfen. Das alles würde schon unter normalen Umständen erheblich länger dauern als etwa in einem gut organisierten Land wie Deutschland - "die Voraussetzungen sind hier einfach andere", sagt Thomas Laackmann. Erst recht seit dem Ebola-Ausbruch.

Am kommenden Dienstag wollen die Helfer ihre Arbeit erledigt haben. Dann nimmt ein Techniker aus Berlin die Stationen in Betrieb, die deutsche Ärztin Margret Gieraths-Nimene, die seit 30 Jahren in Liberia lebt, wird sie leiten. Thomas Laackmann freut sich wieder auf sein Zuhause. Dort wartet seine Frau auf ihn. Sie hofft, dass ihr Mann gesund zurückkommt. "Natürlich macht sie sich Sorgen, aber sie weiß, dass wir vorsichtig sind. Und sie ist es gewohnt, dass ich mich in solche Situationen begebe." Die Heimreise treten die drei Helfer an, "als würden wir von einem Mallorca-Urlaub zurückkommen", sagt Laackmann. Besondere Sicherheitsmaßnahmen würde es in Frankfurt, wo sie landen werden, nicht geben. "Wir lassen uns aber in Deutschland direkt von einem Arzt durchchecken, der auch Blutproben nehmen wird. Das machen wir zu unserer eigenen Sicherheit."

Die Hilfe in Westafrika ist riskant. Gestern wurde bekannt, dass ein weiterer internationaler Helfer an Ebola gestorben ist. Der Geistliche und Mediziner Manuel García Viejo (69) hatte sich in Sierra Leone infiziert und war noch in eine Klinik nach Madrid gebracht worden.

(RP)
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