Xanten Xantens römerzeitliche Gräber

Xanten · Seit über 400 Jahren sind kontinuierlich Grabfunde und Gräber der Römerzeit in und um Xanten zum Vorschein gekommen - zuletzt noch in diesem Winter. Veröffentlicht wurden aber nur die wenigsten davon. Unter dem Vortragstitel "Der letzte Weg: Die römerzeitlichen Gräber von Xanten" gab nun der Archäologe Dr. Clive Bridger-Kraus auf Einladung des Niederrheinischen Altertumsvereins (NAVX) einen Zwischenbericht zu seiner Arbeit, die sich mit der Katalogisierung der mehreren tausend Funde und Befunde beschäftigt.

Allein der Notar Philipp Houben legte rund 1500 Gräber frei, als er von 1819 bis 1849 Ausgrabungen auf dem Gebiet der Colonia Ulpia Traiana (CUT) sowie im Legionslager Vetera durchführte. Er gehörte zu den ersten frühen Archäologen, die ihre Grabungen schriftlich und - mit Hilfe von Franz Fiedler - auch zeichnerisch dokumentierten. "Im restlichen 19. und 20. Jahrhundert wurden die Funde dann kleiner", bemerkte Dr. Bridger-Kraus. Dennoch sind dank der Arbeit mehrerer Archäologen nochmals 1650 römerzeitliche Gräber gefunden worden, die sich zwischen eins und 430 nach Christus datieren lassen. "Wir kommen also auf insgesamt 3140 Gräber, von denen allerdings nur 354 publiziert wurden", verdeutlichte der Archäologe die Situation.

Dr. Bridger-Kraus selbst beschäftigt sich seit 30 Jahren mit den Gräberfeldern Xantens. Im Rahmen seines Vortrags stellte er erstmals eine Katalogisierung der Funde vor, die einen chronologischen Einblick der Gräbergebräuche gewähren. Frührömische Grabfunde aus dem ersten Drittel des ersten Jahrhunderts wurden etwa nahe dem Hafentempel entdeckt. Das Grabinventar enthielt Parfümfläschchen, kleine Tonkrüge und Teller. "Mit der Expansionszeit der Siedlung um circa 40 bis 98 nach Christus entwickelten sich auch die Gräberfelder rasch", gab der Archäologe an. Neben Gräbern um Vetera I. und II. sowie der Siedlung, aus der später die CUT entstehen sollte, fanden sich auch mehrere Gräberfunde an der heutigen Viktorstraße. "Es stellt sich die Frage, ob dort eventuell eine zweite kleine Siedlung bestand", sagte Dr. Bridger-Kraus.

Auffällig ist, dass zu dieser Zeit die Grabbeigaben mit etwa Glasflaschen "reicher" wurden, wie Funde am Trajanring (2005) belegen. "Man befand sich nun in der zweiten Generation der Romanisierung", erklärte Dr. Bridger-Kraus. Auf der Bemmelstraße entdeckte man 2011 sogar ein Brandgrab einer jungen Frau mit über 20 Grabbeigaben, darunter Spielsteinen, Öllämpchen und einem seltenen Krug mit Gesichtsrelief. Auch in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts waren die Beigaben großzügig. So wurde 2010 am Mark eine Tuffkiste mit 21 Beigaben gefunden, die zu einem Kleinkind gehörte. "Neben einer kleinen Axt, einem Hammer und weiteren Dingen im Kleinformat, waren darin auch drei Seiten einer Holzkiste zu finden", sagte der Archäologe. Eine Seltenheit am Niederrhein, die im September bei der Landesausstellung präsentiert wird.

(beaw)
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