Sabine Vetter Zahl der Einbrüche ist deutlich gestiegen

Xanten · Rheinberg ist stärker betroffen als beispielsweise Alpen, Sonsbeck oder Xanten. Der Redaktion wird oft der Vorwurf gemacht, über viele Straftaten nicht zu berichten. Das liegt daran, dass die Pressestelle der Kreispolizei nicht alle Delikte mitteilen kann.

So sieht es aus, wenn ein Einbrecher ein Fenster aufhebelt. Allein im Rheinberger Stadtgebiet wurden im vergangenen Jahr 154 Einbrüche aktenkundig.

So sieht es aus, wenn ein Einbrecher ein Fenster aufhebelt. Allein im Rheinberger Stadtgebiet wurden im vergangenen Jahr 154 Einbrüche aktenkundig.

Foto: Robert Hoetnik

RHEINBERG/XANTEN Auch im Kreis Wesel vergeht kein Tag ohne Einbrüche in Wohnungen, Geschäftsräume oder Lagerhallen. Die Angst, selbst Opfer krimineller Machenschaften zu werden, ist groß. Berichte über Einbrüche, Diebstähle und Körperverletzungsdelikte gehören in die Zeitung - die Leser sollen und wollen informiert werden. Immer häufiger aber wird die Redaktion mit dem Vorwurf konfrontiert, bestimmte polizeiliche Nachrichten zu unterdrücken. Das stimmt nicht. Denn die Redaktion wird nicht über jedes Delikt informiert. Die RP hat darüber mit Sabine Vetter gesprochen. Die Polizeihauptkommissarin leitet die Pressestelle der Polizei im Kreis Wesel.

Frau Vetter, wie viele Einbrüche registrieren Sie durchschnittlich pro Tag im Kreis Wesel?

 Sabine Vetter leitet die Pressestelle der Kreispolizei.

Sabine Vetter leitet die Pressestelle der Kreispolizei.

Foto: Arfi (Archiv)

SABINE vetter Das ist sehr unterschiedlich und bedauerlicherweise überhaupt nicht voraussehbar. Am Silvesterwochenende haben wir zum Beispiel 33 Wohnungseinbrüche kreisweit verzeichnet, und leider gab es auch Tage unter der Woche, an denen Unbekannte insgesamt 18 Mal gewaltsam in Wohnungen eingedrungen sind. Heute waren es dafür "nur" drei.

Steigt die Zahl der Einbrüche?

VETTER Während 2014 die Anzahl der Einbrüche gesunken war, mussten wir im vergangenen Jahr leider einen Anstieg von etwa 18 Prozent verzeichnen. Verglichen mit den 47 Polizeibehörden in Nordrhein Westfalen, die zum Teil mit Anstiegen von über 70 Prozent zu kämpfen haben, steht unsere Behörde noch relativ gut da. Das bedeutet aber nicht, dass wir mit diesen Zahlen zufrieden sind. Mitnichten! Unsere Behörde hat bereits im Sommer 2014 mit einer großangelegten Aktion Jagd auf Einbrecher gemacht. Seitdem führen eine Vielzahl von Polizistinnen und Polizisten bis heute regelmäßig verdeckte und offene Sondereinsätze im ganzen Kreisgebiet durch. Auch Ihre Zeitung hat darüber ausführlich berichtet.

Sind Rheinberg, Xanten, Alpen und Sonsbeck überdurchschnittlich oft von Einbrüchen betroffen?

VETTER Die Gemeinden Alpen und Sonsbeck sowie die Stadt Xanten sind eher unauffällig, in Rheinberg allerdings schlagen die Täter häufiger zu. Hier verzeichneten wir im vergangenen Jahr 154 Einbrüche.

Stellen Sie Veränderungen durch die steigende Zahl der Flüchtlinge fest? Wird mehr gestohlen oder eingebrochen als vorher?

VETTER Bei einer Aufklärungsquote von etwa 20 Prozent bei Wohnungseinbrüchen können wir auch nur Stellung zu den 20 von 100 aufgeklärten Taten beziehen. Unter den Ermittelten befanden sich Täter aus Deutschland, Rumänien, Albanien, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Einen unmittelbaren Zusammenhang zur derzeitigen Flüchtlingswelle können wir momentan nicht erkennen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Polizei nicht auch Straftaten von Zuwanderern bearbeitet. Natürlich kommt es in Unterkünften, in denen mitunter Hunderte von Menschen verschiedenster Nationen zusammenkommen, zu Spannungen und Konflikten. Die eingesetzten Kollegen legen Anzeigen zu Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, häuslicher Gewalt und Diebstählen vor. Insgesamt gesehen, ist die Anzahl der Anzeigen, gemessen an den Anzeigen "Einheimischer", auf einem niedrigen Niveau.

Welche und wie viele Straftaten - prozentual gesehen - teilen Sie den Zeitungsredaktionen im Kreis mit?

VETTER Täglich erreichen die Kreispolizeibehörde Wesel etwa 120 Vorgänge, also Strafanzeigen und Verkehrsunfallanzeigen. Schon allein aufgrund dieser großen Menge trifft die Pressestelle eine Vorauswahl der Straftaten, die in Form von Pressemitteilungen veröffentlicht werden. Aber auch andere Gründe zwingen uns dazu, eine Auswahl zu treffen. Wenn Ermittler eine heiße Spur verfolgen und mit einer Presseveröffentlichung der Ermittlungserfolg gefährdet ist, sehen wir von einer Veröffentlichung vorerst ab. Das gilt für alle Straftaten, also auch für den Wohnungseinbruch. Aber es gibt weitere Kriterien, nach denen wir Meldungen veröffentlichen oder auch nicht: Wenn aufgrund der Tatortlage oder Tatbegehung damit zu rechnen ist, dass Zeugen die Tat gehört oder gesehen haben und wertvolle Hinweise an die Beamten geben können, schreiben wir mit einem entsprechenden Zeugenaufruf über die Tat. Wenn jedoch zum Beispiel aufgrund eines lang andauernden Tatzeitraums oder diversen Anfangsermittlungen nichts dafür spricht, dass Zeugen Hinweise geben können, verzichten wir auf eine Meldung. Sollten sich jedoch in diesem Zusammenhang Nachfragen ergeben, stehen wir selbstverständlich jederzeit zur Verfügung. Natürlich klären wir in unseren Pressemitteilungen auch über neue und aktuelle Kriminalitätsphänomene auf und warnen so die Bevölkerung.

Gibt es eine Vorgabe für die Polizei, bestimmte Informationen nicht öffentlich zu machen?

VETTER Nein. Weder von Seiten des Ministeriums noch von Seiten der Weseler Polizeiführung.

Ist es denkbar, dass Sie uns und damit unseren Lesern einmal pro Woche mitteilen, wie viele Straftaten (insbesondere Einbrüche) in Rheinberg, Xanten, Alpen und Sonsbeck gegeben hat?

VETTER Aus ermittlungstaktischen Gründen ist das leider nicht möglich. Die Anzahl der Straftaten kann auch deshalb nicht so kurz danach veröffentlicht werden, weil Anzeigen oder Strafanträge auch wieder zurückgenommen werden. So würde man also eine falsche Zahl veröffentlichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

(RP)
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