Xanten Zirkus ist Familiensache

Xanten · Mit acht Jahren steht Katy Casselly beim Weihnachtscircus in der Manege. Sie steht für die achte Generation.

 Die Familie Casselly vor ihrem Weihnachtscircus am Hafen Xanten: die achtjährige Katy, Jessica und Jonny Casselly jr.

Die Familie Casselly vor ihrem Weihnachtscircus am Hafen Xanten: die achtjährige Katy, Jessica und Jonny Casselly jr.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Der größte Fan von Katy heißt Jonny. Vater Jonny Casselly jr. ist jeden Tag begeistert, wenn er sieht, mit welchem Können und welcher Freude seine Tochter in der Manege steht. Die Achtjährige spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte, die eine Theaterautorin für den aktuellen Xantener Weihnachtscircus geschrieben hat. Und sie zeigt auch schon als Artistin, dass sie die Familientradition fortsetzen wird.

Familie - ein ganz wichtiges Stickwort für die Cassellys, auch wenn in diesem Jahr die Brüder und Cousins nicht dabei sind. "Wir wollen in jedem Jahr den Gästen in Xanten eine neue Geschichte und neue Nummern präsentieren; darum sind diesmal viele andere Künstler dabei", so Jonny Casselly jr. Ein großer Teil der Familie ist in diesem Jahr stattdessen beim Weihnachtscircus in Reutlingen. Carola Casselly, die Seiltänzerin genauso wie Clown Antonio.

Acht Generationen weit lässt sich die Arbeit der Cassellys als Artisten und Gaukler zurückverfolgen. Opa Alois brachte den Namen aus Italien mit nach Deutschland. Jonny Casselly, Vater von Jonny jr., wurde in der DDR als eines von zehn Kindern seiner Eltern geboren, wuchs in der Zirkuswelt auf. "Mein Vater war ein hervorragender Artist. Schon früh habe ich viel von ihm gelernt. Nur seine großartige Musikalität hat leider nicht auf mich abgefärbt." Ein Filmdokument aus dem Jahr 1959 belegt das Talent des jungen Jonny. Als Stepptänzer ist er in "Armer kleiner Zirkus", einem Vorfilm für das Normalprogramm, zu sehen.

Zehn Kinder und eigener Nachwuchs - der väterliche Zirkus konnte diese Großfamilie nicht mehr ernähren. Und so entscheid sich Jonny Casselly 1988, mit seiner Frau, die natürlich auch aus einer Zirkusdynastie stammt, und den ersten Kindern ein eigenes Unternehmen zu gründen. Früh erkannten sie, dass der Wanderzirkus keine große Zukunft mehr hat. Sie wurden zum Projektzirkus und begleiten schon seit 27 Jahren das Sommerferienprogramm in Wuppertal. Viele Schulprojekte folgten, heute ist der Jahreskalender schnell voll.

Alois Casselly, ein Bruder von Jonny sen., ging einen ähnlichen Weg zum Projektzirkus. Zum Weltstar wurde dagegen Rene Casselly. Seine Dressuren mit Elefanten und Pferden wurden beim Zirkusfestival in Monte Carlo bereist zweimal mit dem Goldenen Clown, sozusagen dem Oskar der Zirkuswelt, ausgezeichnet. Im Moment sind sie nach langer Zeit im Ausland beim Weihnachtscircus in Stuttgart zu sehen. Im Januar geht es dann von der Cannstatt Wasen nach Monaco zum 40-jährigen Geburtstagsfest des Zirkusfestivals.

Xanten wird in der langen Chronik der Casselly-Familie sicherlich eine besondere Stelle einnehmen. Denn Jonny und seine Frau Jessica fühlen sich hier wohl und angenommen. Nach dem Weihnachtscircus gab es im Sommer erstmal auch ein Ferienprogramm für Kinder am Hafen Xanten. Der Mitmach-Zirkus kam so gut an, dass er in den nächsten Ferien gleich für zwei Gruppen angeboten wird. Und der Xantener Weihnachtscircus ist am Niederrhein längst zu einer Institution gewordne, wie der große Andrang und die vielen ausverkauften Vorstellungen in diesem Winter zeigen. Jonny Casselly hat dafür investiert und ein neues Zelt gekauft. Im nächsten Jahr sind dann auch die Zuschauerränge entsprechend neu gebaut, so dass es für die Gäste bequemer wird. "Die bisherige Tribüne kommt aus Italien, da sitzt man etwas enger", erklärt der 36-jährige Zirkusdirektor. Auch der neue Standort am Hafen Xanten funktioniert. "In den Wallanlagen war es sehr schön direkt an der Stadt, aber der festere Boden hier macht auch einiges leichter", so Jonny Casselly. Und er lässt keinen Zweifel daran, dass es auch 2016 einen Weihnachtscircus in Xanten geben wird.

(RP)
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