Top 10 Rheinland Das Dreischeibenhaus in Düsseldorf

Als Deutschland sein Wirtschaftswunder feierte, setzte Düsseldorf ein Zeichen. Das zwischen 1957 und 1960 errichtete "Dreischeibenhaus" wirkte wie ein dezentes Zeichen dafür, dass das Land den selbstverschuldeten Krieg endlich hinter sich gelassen hatte und seine Energie nun auf den friedlichen Wiederaufbau verwandte. In einer Zeit, als Düsseldorf noch als Schreibtisch des Ruhrgebiets galt, formulierte der zeitlos moderne Stahlskelettbau den Anspruch, Perspektiven zu entwerfen und über das Tagesgeschäft hinauszublicken.

 Dreischeibenhaus

Dreischeibenhaus

Foto: Andreas Endermann

<p>Als Deutschland sein Wirtschaftswunder feierte, setzte Düsseldorf ein Zeichen. Das zwischen 1957 und 1960 errichtete "Dreischeibenhaus" wirkte wie ein dezentes Zeichen dafür, dass das Land den selbstverschuldeten Krieg endlich hinter sich gelassen hatte und seine Energie nun auf den friedlichen Wiederaufbau verwandte. In einer Zeit, als Düsseldorf noch als Schreibtisch des Ruhrgebiets galt, formulierte der zeitlos moderne Stahlskelettbau den Anspruch, Perspektiven zu entwerfen und über das Tagesgeschäft hinauszublicken.

Das Hochhaus, das als Bürohaus des Thyssen-Konzerns jahrzehntelang die Bezeichnung "Thyssen-Haus" trug, brachte amerikanisches Flair in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Mit Hilfe amerikanischer Kollegen hatten die Düsseldorfer Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg mit den jungen Architekten Fritz Eller, Erich Moser und Robert Walter ein Bauwerk in den Hofgarten gesetzt, das den Produkten des Bauherrn repräsentative Eleganz verlieh, ohne aufzutrumpfen: Edelstahl und Aluminium verbinden sich in der Fassade mit Glas zu einer ästhetischen Einheit.

Die Bezeichnung "Dreischeibenhaus" bezieht sich auf die Gliederung des Baus in drei gegeneinander versetzte schmale Scheiben, von denen die mittlere als höchste 96 Meter aufragt, bis zur 26. Etage. Wo sich die Scheiben decken, verbirgt sich der Kern des Hochhauses mit Aufzügen und sanitären Anlagen. Da sich die Geschosse sowohl als Einzel- als auch als Großraumbüros und Sitzungssäle nutzen lassen, galt diese Architektur lange als Prototyp einer neuen Bürohaus-Architektur. Ludwig Mies van der Rohe, der Architekt des Bauhauses, hat stilistisch offenkundig Pate gestanden. Wer das Glück hatte, in den 80er Jahren einmal ins Büro des damaligen Thyssen-Vorstandsvorsitzenden Dieter Spethmann eingeladen zu werden, erinnert sich an einen mit dunklem, edlem Holz getäfelten Raum im oberen Geschoss, der anders als die moderne Fassade noch den Geist des 19. Jahrhunderts zu verbreiten schien.

Damals wirkte das Dreischeibenhaus wie eine Landmarke. Heute erheben sich im näheren und weiteren Umkreis so viele Hochhäuser, dass der Bau von Hentrich und Petschnigg in seiner dezenten Zurückhaltung fast aus der Wahrnehmung verschwindet. Hinzu kommt, dass rings um das Dreischeibenhaus zurzeit das Tohuwabohu einer riesigen Baustelle herrscht. Eduardo Chillidas Stahlplastik "Monumento" von 1971, die jahrzehntelang vor dem Gebäude einen Blickfang bildete, ist eingerüstet. Auf der anderen Seite des Baus und oben an einer Fassade prangt das neue Logo des Hauses, welches das alte Thyssen-Krupp-Symbol ablöst: drei versetzt nebeneinander aufragende Balken, die den Grundriss der Architektur markieren.

Thyssen hatte 2007 seinen Wegzug aus Düsseldorf verkündet und seine Immobilie für schätzungsweise 100 Millionen Euro an die Immobilienfonds-Tochter RREEF der Deutschen Bank veräußert. Der neue Eigentümer, die Momeni Projektentwicklung GmbH, gestaltete das Gebäude denkmalschutzgerecht um - erneut unter der Regie des Architekturbüros Hentrich (HPP) - und vermietete es an Unternehmen wie Alltours, Roland Berger und A. T. Kearney. Auch die Adresse, einst "August-Thyssen-Straße", hat sich gewandelt. Das Dreischeibenhaus liegt heute am Gustaf-Gründgens-Platz und erweist damit seine Reverenz dem von Bernhard Pfau entworfenen, geschwungenen, völlig gegensätzlichen Bau des Düsseldorfer Schauspielhauses nebenan.

Das sogenannte Dreischeibenhaus in Düsseldorf zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen der Nachkriegsmoderne im Internationalen Stil. Mit seiner flexiblen Raumaufteilung gilt es als Prototyp einer neuen Bürohaus-Architektur.

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