Dortmund Ukrainischer Soldat wird in Dortmund behandelt

Dortmund · In einer Dortmunder Klinik erholt sich derzeit der Ukrainer Olexander Krotyk. Der 21-Jährige kämpfte als Freiwilliger im ukrainischen Bürgerkrieg, bis er vor drei Monaten bei einem Bombenangriff sein rechtes Bein verlor. Jetzt lernt er in der Klinik mit einer Prothese zu laufen. "Um vier Uhr morgens bin ich aufgewacht. Ein Freund hat geschrien, dass ich weglaufen soll", erzählt Krotyk von dem Unglück. Zu spät hörte er die Explosion. Dabei wurde ihm das Bein weggerissen. "Wie in Trance presste ich das Bein an mich und robbte unter einen Tankwagen", sagt er. Soldaten legten einen Druckverband an, per Hubschrauber wurde er ins Krankenhaus gebracht.

Eigentlich ist Krotyk Student der Agrarfakultät in Mykolajiw. Er hat sein Studium unterbrochen und zog in den Krieg. In Dortmund ist er seit zehn Tagen zusammen mit seiner Schwester Raisa. Die Behandlung hat er dem ukrainischen Arzt Denis Prokofiev zu verdanken, der seit 19 Jahre in der Klinik arbeitet und die Behandlung organisiert hat. Vergangene Woche hat Krotyk zum ersten Mal mit der Prothese geübt. "Schon bei der ersten Anprobe konnte er damit gehen", erzählt Prokofiev. Sogar Treppensteigen könne Krotyk schon. Er erklärt das mit seinem jahrelangen Taekwondo-Training. "Von klein auf habe ich gelernt, mich zu beherrschen und ruhig zu bleiben", sagt er. Das habe ihm auch im Kampf geholfen. "Du darfst keine Angst im Krieg haben", erzählt er. "Du begreifst schnell, dass jede Sekunde wichtig ist und ein Zweifel den Tod bringen kann."

Krotyk spricht nur wenig Deutsch. Bei der Unterhaltung mit den deutschen Ärzten helfen ihm Ukrainer, die schon lange in Dortmund wohnen. Der Soldat vergleicht Deutschland und seine Heimat und findet vieles in Deutschland besser als in der Ukraine. In einer Woche kehrt er in die Heimat zurück. Er will sein Studium wieder aufnehmen. Aber falls es notwendig sei, werde er auch wieder kämpfen - mit nur einem Bein.

(RP)
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