USB-Stick steckt in der Mauer

Man muss schon sehr genau hinsehen, um ihn überhaupt zu erkennen: Unterhalb der Straße Kaiserswerther Markt steckt ein USB-Stick im Mauerwerk der Klemensbrücke. Das kleine Speichermedium, das im Alltag zur schnellen Übertragung von Daten von einem Computer zum anderen eingesetzt wird, ist mit Zement in die Fuge eingearbeitet. Nur die metallische Spitze schaut heraus.

Bei dem vier Gigabyte großen USB-Stick handelt es sich um den ersten so genannten Dead Drop (englisch für "toter Briefkasten") in Düsseldorf. Der Berliner Medienkünstler Aram Bartholl rief im Oktober 2010 dazu auf, die mittlerweile preisgünstigen Massenspeicher an öffentlichen Orten zu verbauen. Menschen sollen dort per Laptop ihre Daten mit anderen teilen können, so die Idee. Gab es anfangs nur fünf derartige USB-Sticks in New York, verzeichnet die Internetseite www.deadrops.com mittlerweile 209 Exemplare weltweit mit einer Kapazität von 512 Gigabyte – darunter auch der USB-Stick in Kaiserswerth.

Wer genau den Speicher dort verbaut hat, ist unklar. Laut einer Textdatei auf dem Stick hat jemand mit dem Spitznamen "The Rampallion" den Datenträger am 29. November im Mauerwerk befestigt. Seitdem haben sich auf dem Stick unter anderem Installationsdateien zweier Computerspiele und mehrere Musikalben als MP3-Dateien angesammelt. Neben dem Kölner Reggae-Musiker Gentleman ist auch der hawaiianische Sänger Israel Kamakawiwo'ole ("Over The Rainbow") vertreten.

Politische Kunst?

Der Düsseldorfer Netzjournalist Mario Sixtus sieht in den Dead Drops in erster Linie ein Kunstprojekt mit einem politischen Anliegen. Die Macher wollten zeigen, dass Datentausch ("Filesharing") nicht aufzuhalten sei. "Es hat auch etwas von einem Agentenspiel, in dem es um Suchen und Finden geht", sagte Sixtus.

Bei der Stadt zeigte man sich über den Fund überrascht. Ob das Bauwerk im Besitz der Stadt sei, ließ sich nach Angaben eines Sprechers gestern nicht abschließend klären. Klar sei nur: Wenn ein USB-Stick an einem denkmalgeschützten Gebäude verbaut würde, sei das nicht zu tolerieren.

(RP)
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