Düsseldorf Verständnis für Kita-Streik schwindet

Düsseldorf · Nach Pfingsten wollen noch mehr Erzieher streiken. Eltern sind besorgt.

Nina M. zählt die Tage, bis ihre beiden Söhne wieder in den Kindergarten gehen können. Jeder Morgen gleicht derzeit einem Kampf. Nur unter Tränen lässt sich ihr dreijähriger Sohn davon überzeugen, weiter die Notgruppe zu besuchen. "Den Kindern setzt die Situation zu", sagt die 35-Jährige. "Sie sind aus ihrem Umfeld gerissen und vermissen ihre Erzieher." Ihr Sohn habe eine stressbedingte Neurodermitis entwickelt und nässe wieder ein. Und das sei kein Einzelfall.

Die zweifache Mutter aus Mönchengladbach hatte gehofft, dass sich die Lage bald normalisieren würde. Doch der Kita-Streik geht nach Pfingsten in die dritte Woche. Wie Verdi gestern mitteilte, steigt die Zahl der Streikenden sogar. Inzwischen beteiligen sich 11 000 Erzieher in NRW - zuvor waren es 10 000 gewesen. Mehr als 1000 Kitas bleiben geschlossen, Jugendhilfe- und Behinderteneinrichtungen arbeiten stark eingeschränkt.

Verdi will den Druck erhöhen. Nach fünf Verhandlungstagen gebe es noch kein "konkretes Angebot für alle Betroffenen" - dabei erwarteten "Eltern und Kinder in der dritten Streikwoche eine Lösung des Problems", so die Gewerkschaft. In der nächsten Woche wollen Erzieher und Eltern die Stadtoberhäupter auffordern, "Farbe zu bekennen". Verdi warnte die Kommunen außerdem davor, den Streik als Einnahmequelle zu nutzen, indem Elternbeiträge ohne Gegenleistung einbehalten und Gehälter der Streikenden nicht gezahlt würden.

Das Verständnis für den Streik schwindet, berichten Eltern aus mehreren Städten. "Sonst steht das Kindeswohl in der Kita im Vordergrund, aber beim Streik scheint das egal zu sein", sagt M. Wenn Kinder in die Kita kommen, gebe es Eingewöhnungswochen, nun sollen sie von jetzt auf gleich mit der neuen Lage fertig werden. "Nicht jeder hat die Möglichkeit, Kinder außerhalb von Notgruppen unterzubringen."

(RP)
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