Viersen Jäger erschießt Kühe vor Kindergarten

Viersen · Vier Kühe sind gestern in Viersen vom Gelände des Schlachthofs in die Stadt gelaufen. In ihrer Panik waren die Tiere unberechenbar und gefährlich. Die Polizei riegelte daher mehrere Straßen ab. Am Ende blieb nur der Abschuss.

Viersen: Kühe vor Kita erschossen
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Jäger erschießt Kühe vor Kita

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Eine kleine Herde Kühe hat gestern in Viersen für helle Aufregung gesorgt - weil sie aus dem Schlachthof in Richtung Innenstadt geflüchtet war. Für die Jagd sperrte die Polizei mehrere Straßen. Auch der Zugverkehr der nahegelegenen Bahnstrecke stand vorübergehend still. Die vier Rinder waren am Morgen vom Gelände des Schlachthofs entwichen, nachdem sie vom Transporter abgeladen worden waren. Wie die Tiere entkommen konnten, sei noch nicht klar, sagte der Geschäftsführer des Schlachthofs, Johannes Siemes.

Polizei und Feuerwehr wurden gegen elf Uhr alarmiert. Drei Stunden lang hielt die Jagd nach den Kühen die Einsatzkräfte in Atem. Polizisten verfolgten auch aus einem Hubschrauber den Fluchtweg der Rinder. Auf dem Gelände eines Supermarkts hielten sich zusätzliche Einsatzkräfte bereit. "Wir gehen in solch einem Fall immer vom Schlimmsten aus", sagte Viersens Wehrführer Frank Kersbaum. Eine Kuh konnte schnell eingefangen und zum Schlachthof zurückgebracht werden. Die anderen drei Exemplare rannten aber weiter in ein Wohngebiet. Dort endete die Reise für eines der Rinder auf einem Garagenhof, den die Feuerwehr mit einem Fahrzeug abriegelte.

Die beiden anderen Tiere stürmten weiter durchs Wohngebiet und bis zu einer Kindertagesstätte, wo sie vor dem Zaun des Geländes stehen blieben. Gefährlich und unberechenbar seien die Tiere in ihrer Panik, so die Einschätzung von Experten: Bei ihrer Flucht stießen die Kühe auch Einsatzkräfte um, laut Polizei wurde aber niemand verletzt. Weil die Situation nicht kalkulierbar war, sei es unmöglich gewesen, die Paarhufer einzufangen und zum Schlachthof zurückzubringen, erläuterte die Polizei. Das hätte ein zu hohes Risiko bedeutet.

Ein Jäger tötete daraufhin zunächst die beiden Wiederkäuer, die am Kita-Zaun standen, und dann das Exemplar, das auf den Garagenhof geflüchtet war. Mitarbeiter des Schlachthofs transportierten die Tiere ab. Auch die Kuh, die mit den anderen geflohen war und eingefangen werden konnte, wurde im Laufe des Tages geschlachtet.

Die Kinder in der Kita erfuhren nicht, was vor ihrer Tür geschah. Feuerwehr und Polizei hatten die Kita-Leiterin informiert, und die Erzieherinnen brachten die Kinder in die hinten im Gebäude gelegenen Gruppenräume. Dort konnten die Kinder in Ruhe weiter spielen. "Sie haben nichts mitbekommen, und wir haben das Thema auch nicht angesprochen", berichtete Leiterin Marion Wingerath.

Dass die Tiere getötet wurden, liege daran, dass sie auf dem Schlachthof waren, als sie flohen, erklärte Helmut Theißen, Leiter des Veterinäramts des Kreises Viersen. Hätte man sie betäubt und später geschlachtet, wäre das Fleisch wegen des Betäubungsmittels unverzehrbar gewesen. Man hätte sie aber auch nicht zu ihrer Herde zurückbringen können. Das habe seuchenhygienische Gründe, so Theißen: Auf einem Schlachthof komme ein Tier mit Rindern aus anderen Beständen in Kontakt und schleppe eventuell Krankheitserreger ein.

(RP)
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