Düsseldorf Vom Sturm verweht

Düsseldorf · Wegen starker Orkanböen sind gestern landesweit zahlreiche Altweiberfeiern kurzfristig abgesagt worden. In Köln sicherte ein Panzerwagen die Jecken vor möglichen Terrorattacken. In Düsseldorf stürzte ein Mann kopfüber von einer Mauer fünf Meter in die Tiefe.

Es ist kurz vor halb vier, als der Koordinierungsstab gestern Nachmittag im Düsseldorfer Rathaus nach einer kurzen Besprechung die Reißleine zieht: Wegen Orkanböen wird das Bühnenprogramm zu Altweiber vorzeitig um 16 Uhr abgebrochen. Die Sicherheit der Besucher sei bei Windstärken von voraussichtlich neun bis zehn nicht mehr zu gewährleisten, heißt es. Polizei, Feuerwehr und Veranstalter seien gemeinsam zu diesem Entschluss gekommen. Der Platz vor dem Rathaus wird geräumt, Festzelte geordnet geleert. Der Straßenkarneval verlagert sich in die Kneipen der Altstadt.

Die vorzeitige Absage des Altweiberprogramms in Düsseldorf hatte sich bereits früh am Tag abgezeichnet. Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Nachmittag vor schweren Sturm- und Orkanböen gewarnt. Im vorigen Jahr war deshalb sogar der Rosenmontagszug in Düsseldorf abgesagt worden. Das scheint sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt in diesem Jahr aber nicht zu wiederholen. Wettervorhersagen zufolge soll es am Montag zwar regnen, aber nicht stürmen. "Die Wetteraussichten für Rosenmontag und Faschingsdienstag lassen eher durchwachsenes Wetter erwarten", sagte ein DWD-Meteorologe.

Nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern auch in vielen anderen Städten wurden gestern Karnevalsveranstaltungen im Freien aus Sicherheitsgründen abgebrochen und abgesagt. In Duisburg-Walsum, wo traditionell eine der größten Altweiber-Partys am nördlichen Niederrhein stattfindet, mussten die Jecken bereits früh am Morgen wieder nach Hause gehen. Die Feier war eine der ersten, die den Wetterkapriolen zum Opfer fiel. Bei dieser Lage sei es einfach zu gefährlich gewesen, so der stellvertretende Vorsitzende des Veranstalters Grün-Weiss Walsum, Udo Winnekendonk. Kurzfristig abgesagt wurden Partys auch in Bonn, Dinslaken, Krefeld und Monheim. Am Nachmittag setzte auch in Köln heftiger Regen ein, so dass beim traditionellen Umzug von Jan von Werth in der Kölner Südstadt sicherheitshalber auf den Einsatz der Pferde und Großfiguren verzichtet wurde.

Ohnehin war auf den Straßen in den Karnevalshochburgen nicht so viel los wie sonst an Altweiber. In Düsseldorf waren es etwa 7000 Jecken. In Köln schunkelten nur rund 20.000 Menschen und damit "weniger als in den Vorjahren", wie eine Stadtsprecherin erklärte. Sie führte dies auf das schlechte Wetter zurück. Eine Rolle für den Besucherschwund könnte aber auch die allgemein angespannte Sicherheitslage gewesen sein, weswegen die Kölner Polizei als Vorsichtsmaßnahme Wasserwerfer und einen Panzerwagen als Straßensperren einsetzte. Sowohl in Köln als auch in Düsseldorf waren zudem Polizisten mit Maschinenpistolen unterwegs. Aus Polizeisicht verhielten sich die Jecken bis auf ganz wenige Ausnahmen friedlich.

Zu einem tragischen Unfall kam es zur Mittagszeit am Düsseldorfer Rheinufer. Dort stürtzte ein Mann von einer Mauer in Höhe der Altstadt etwa fünf Meter tief auf eine Steinfläche und verletzte sich schwer am Kopf. Lebensgefahr sei nicht auszuschließen, teilten die Rettungskräfte mit. Der Mann wurde in eine Klinik gebracht. Ersthelfer mussten von Notfallseelsorgern betreut werden. Wieso er von der Mauer gefallen war, stand am Abend noch nicht fest.

(csh)
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