Düsseldorf Wagenbauer Tilly bekommt Hunderte Hass-Mails

Düsseldorf · Wagenbauer Jacques Tilly hat für seine provokanten Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug Hunderte Hass-Mails erhalten. "Das war dieses Jahr viel härter als sonst. Dass wir vergast werden sollen, das gab es bisher noch nicht", sagt er. Tilly hatte unter anderem dargestellt, wie US-Präsident Donald Trump versucht, die amerikanische Freiheitsstatue zu vergewaltigen - und anschließend von ihr geköpft wird. Konsequenzen möchte der Wagenbauer aus den E-Mails nicht ziehen, auch über Anzeigen denke er nicht nach. Er habe auch keine Angst vor gewalttätigen Reaktionen. Mit der Prinzengarde Balu-Weiss habe er eigentlich im Herbst die Steuben-Parade in New York besuchen wollen. Allerdings, so sagte er der "Bild"-Zeitung, bezweifelt er, ob er nun überhaupt ein Visum für die USA bekomme. Insgesamt hatte Tilly in diesem Jahr zwölf politische Wagen in den Düsseldorfer Rosenmontagszug geschickt.

Der niederländische Politiker Geert Wilders, der im Rosenmontagszug auf einem Tilly-Wagen neben der Französin Marine Le Pen und Donald Trump in eine Reihe mit Adolf Hitler ("Blond ist das neue Braun") gestellt wurde, bezeichnete das Motiv bei Twitter als "Ziek. Sick. Krank". Zudem, so berichtet Tilly, hätten sich viele Blondhaarige von dem Spruch diskriminiert gefühlt und ihm gedroht. In Großbritannien verbreitete eine Satire-Seite die Bilder der Düsseldorfer Mottowagen. "Nicht sehr subtil", urteilt "The Poke".

Die Meinungen über die provokanten Wagen gehen im Internet weit auseinander. Es gab viel Lob wie "Herr Tilly, das sind mal wieder absolut geniale Wagen. So macht Karneval Spaß!" oder "Alles richtig gemacht, Jacques! Voll ins Braune getroffen". Andere sahen eigene Missstände nicht berücksichtigt. "Bedenklich ist für unser Land, dass in diesem Jahr ausschließlich mit dem Finger auf andere Länder gezeigt wurde, die eigenen Probleme hat niemand ,angefasst'", kommentiert eine Nutzerin bei RP Online. Eine andere schreibt: "Manche Mottowagen waren schlicht zum Fremdschämen. Und wie erklärt man (kleinen) Kindern so manches Motto-Thema?"

Kritisch gesehen wurden die Wagen in Köln: "Die Trump-Karnevalswagen waren geschmacklos, völlig daneben", sagte die frühere Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete und heutige Geschäftsführerin der Bundesgesellschaft für Endlagerung, Ursula Heinen-Esser. "Eine Vergewaltigungs-Darstellung, auch wenn sie satirisch gemeint ist, gehört nicht in die Öffentlichkeit. Mit Kunst hat dies nichts zu tun."

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" zog den Vergleich mit dem eigenen Rosenmontagszug in der Domstadt und warf Tilly vor, vor allem provozieren zu wollen. "Ob auch die Kinder und Jugendlichen, die den Düsseldorfer Zug verfolgen, die subtile Botschaft von der ,missbrauchten Freiheit' verstehen, die sich auf ihre Art zu wehren weiß?"

(RP)
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