Wehrhahn-Anschlag seit elf Jahren ungeklärt

60 000 Euro liegen bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf bereit. Seit elf Jahren hat niemand Anspruch auf dieses Geld erhoben. Denn bis heute hat niemand den Strafverfolgern den entscheidenden Tipp gegeben, durch den sie den Sprengstoffanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn hätten klären können.

Die ungewöhnlich hohe Belohnung von zunächst 120 000 Mark, die schon kurz nach der Tat ausgelobt worden war, ist das einzige, was die Ermittler noch hoffen lässt. Vielleicht wird ein Mitwisser irgendwann das Geld haben wollen.

Es ist elf Jahre nach dem Anschlag, der zehn aus den GUS-Staaten eingewanderte Angehörige der jüdischen Gemeinde teils schwer verletzte, das ungeborene Kind im Mutterleib einer jungen Frau tötete, kaum mehr als ein Hoffnungsschimmer. Jahre ist es her, dass zum letzten Mal ein Hinweis gekommen ist, der sich dann doch als Unsinn herausstellte. So wie die rund 20 Bekennerschreiben, die alle geprüft und für falsch befunden wurden. 342 Spuren sind verfolgt, 1300 Personen befragt worden – alles ergebnislos. Die Ermittlungskommission, die nach der Explosion rund um die Uhr gearbeitet hat, die buchstäblich jedes Schottersteinchen am Bahndamm umgedreht hat, ist längst aufgelöst. Ihre Akten sind in 50 Kisten bei der Staatsanwaltschaft asserviert.

Sie enthalten alles, was die Ermittler über den Sprengstoff-Anschlag wissen. Und einiges, was außer ihnen nur der wissen kann, der am 27. Juli 2000 eine Plastiktüte ans Geländer des Haltestelleneingangs hängte. Darin hatte er den Sprengsatz deponiert, den er aus Trinitrotoluol gebaut hatte, das vermutlich aus Militärbeständen eines ehemaligen Ostblockstaats stammte. Irgendwann wird jemand den Ermittlern sagen, was sonst noch in der Tüte war und wie der Sprengsatz gezündet wurde. Und dann wird ihn dieses Wissen als Täter überführen.

Das ist zumindest die Hoffnung, die bei Polizei und Staatsanwaltschaft nie ganz schwindet. Die Ermittlungen, heißt es dort, können jederzeit wieder aufgenommen werden – sobald ein ernstzunehmender Hinweis eingeht.

(RP)
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