Entlastungen für das Turbo-Abitur Weniger Hausaufgaben für G8-Schüler

Düsseldorf · Der Runde Tisch legt ein "Diskussionspapier" vor, über das am 3. November entschieden werden soll. Eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren, wie von einer Minderheit gefordert, erscheint inzwischen so gut wie ausgeschlossen.

Entlastungen für das Turbo-Abitur: Weniger Hausaufgaben für G8-Schüler
Foto: Grafik: Radowski | Foto: privat

In Nordrhein-Westfalen soll am Abitur nach acht Jahren Gymnasialzeit (G 8) festgehalten werden. Allerdings muss es ein Bündel möglichst verbindlicher Entlastungsmaßnahmen geben, um die Schulzeit stressfreier zu gestalten. Diese Position zeichnet sich nach monatelangen Beratungen aller Gruppen ab, die an dem von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einberufenen Runden Tisch teilnehmen. Am 3. November soll über das entsprechende Diskussionspapier abschließend beraten werden.

Nach Einschätzung von Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), will die Mehrheit des Runden Tisches eine Optimierung von G 8. Zu den schärfsten Gegnern gehören dagegen die Initiativen "Gib-8" und "G 9-jetzt-NRW". Beide kämpfen für die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G 9) und werden dem Vorschlagspaket wohl nicht zustimmen. Dazu gehört im Einzelnen:

Nachmittagsunterricht: Unterricht an Gymnasien ohne verpflichtenden Ganztag soll künftig in den Klassenstufen fünf bis sieben höchstens an einem Nachmittag pro Woche stattfinden. In den Klassen acht und neun ist er nur an höchstens zwei Nachmittagen pro Woche zulässig. Auch an Tagen mit Nachmittagsunterricht dürfen acht Schulstunden nicht überschritten werden. In den Klassen fünf bis sieben findet nach der Mittagspause in der Regel kein Unterricht in Fächern mit Klassenarbeiten statt. Auch an Ganztagsgymnasien sollen die Schüler an ein oder zwei Nachmittagen pro Woche keinen Pflichtunterricht haben, damit sie andere (auch außerschulische) Angebote wahrnehmen können.

Hausaufgaben: Es ist dafür zu sorgen, dass Schüler an Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht keine Hausaufgaben erledigen müssen. Die höchste zulässige Hausaufgabenmenge wird reduziert. Alle Schulen können Ergänzungsstunden als "Lernzeiten" nutzen, um den Umfang von häuslichen Aufgaben zu reduzieren.

Ergänzungsstunden: Es soll klargestellt werden, dass alle Ergänzungsstunden der individuellen Förderung der Schüler dienen müssen. Sie sollen nicht für die Ausweitung des Pflichtunterrichtsstoffs verwendet werden. Die Ergänzungsstunden können auch dazu beitragen, der Schule ein besonderes Profil zu geben.

Klassenarbeiten: Begrenzung auf zwei, ausnahmsweise drei Klassenarbeiten pro Woche in der Sekundarstufe I. An Tagen von Klassenarbeiten darf es keine weiteren schriftlichen Übungen geben. In der gymnasialen Oberstufe soll geprüft werden, ob die Zahl der Klausuren auf zwei pro Woche begrenzt werden kann.

Lehrpläne: Bei der laufenden Erarbeitung eigener Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe sollen die Schulen auch die Lehrpläne für die Sek I überprüfen und gegebenenfalls neu erarbeiten. In der Sek I sollen Kürzungsmöglichkeiten und Synergieeffekte genutzt werden.

Anerkennung: Zumindest in den Wahlfächern sollen in Zukunft außerschulische Leistungen stärker anerkannt werden. Bei ehrenamtlichem Engagement der Schüler (zum Beispiel als Jugendleiter) soll das Land Vorgaben für eine großzügigere Freistellung vom Unterricht machen.

Eine Sprecherin des Schulministeriums sagte, dass es sich um Vorschläge des Runden Tisches handele. Weitere "Feinarbeit" sei noch zu erwarten. Sollte das Diskussionspapier in seinen jetzigen Grundzügen verabschiedet werden, müsste der Landtag entscheiden, wie weiter zu verfahren sei. Vermutlich werde dann keine Gesetzesänderung nötig sein, sondern die Veränderungen könnten durch Erlasse und Verwaltungsvorschriften verfügt werden. Peter Silbernagel, Landesvorsitzender des Philologenverbandes, rechnet damit, dass die Politik den Empfehlungen des Runden Tisches folgt. Mit dem Papier könne sein Verband "sehr gut leben". Er hoffe, dass sich die Wogen beim Thema Schulzeitverkürzung glätten werden. "Ob die Diskussion damit endgültig vom Tisch ist, weiß aber niemand."

(RP)
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