Düsseldorf Wie Salafisten den Koran auslegen

Düsseldorf · Ihr Name ist schon ihr Programm. Denn die Salafisten leiten ihre Bewegung aus dem arabischen Wort "salaf" ab - und das heißt: "Vorgänger" oder auch "Altvordere". Was sich für die meisten Westeuropäer abwertend anhört, ist für diese Strömung des Islams ein wesentlicher Bezugspunkt. Weil Salafisten sich im Kern als eine zutiefst spirituelle Bewegung verstehen, die zu den vermeintlichen Ursprüngen des Islams zurückkehren will. Es geht ihnen um eine Art Wiederbelegung der Urgemeinde und um das Bemühen, ihre Religion so authentisch wie möglich zu leben. Vor allem in Abgrenzung zur westlichen Moderne verstehen sich die Salafisten als "Reinigungsbewegung", so Werner Schiffauer, der an der Europa-Universität von Frankfurt an der Oder lehrt und zu den wenigen Salafisten-Experten hierzulande zählt.

Bis zu diesem Punkt mutet das Ansinnen der Salafismus zwar skurril, aber doch ungefährlich an. Und in der Tat gibt es im Salafismus einen quietistischen, mystischen Ableger. Seine Anhänger streben den Rückzug aus der Gesellschaft an, um am stillen Rande des öffentlichen Lebens die Reinheit der Religion zu erfahren und zu leben.

Aggressiv und gewaltbereit ist hingegen die aktive Variante. Auch ihre Mitglieder grenzen sich von der Gegenwartsgesellschaft scharf ab, indem sie diese verurteilen und umkrempeln wollen. Leitfaden ihres Handelns ist der wörtlich ausgelegte Koran. Die Offenbarung soll zeitlos, für alle und überall gültig sein - von dem islamischen Gesetz der Scharia bis hin zur untergeordneten Stellung der Frau. Wobei die klaren Handlungsanweisungen für den konkreten Lebensvollzug besonders junge Männer anspricht, die in einer offenen Gesellschaft nach Halt suchen. Der Salafismus liefert für sie dann einfache Antworten auf schwierige Fragen. Die aber lassen sich selten verwirklichen. Von da aus ist der Schritt zum Terrorismus immer öfter denkbar klein.

(los)
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