Düsseldorf Wollen wir ein Einwanderungsland sein?

Düsseldorf · Es ist wohl eine der schwierigsten Fragen dieser Zeit: Wie viel Zuwanderung braucht Deutschland, und wie wird die Gesellschaft darauf reagieren? Nur eine Zahl: Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2016 sind rund 18 Prozent der Bevölkerung Muslimen gegenüber feindlich eingestellt.

Lisa Kreuzmann, Journalistenschülerin unserer Redaktion, wollte wissen, wie Einwanderung funktioniert, wie sie scheitern und gelingen kann. Dafür hat sie Experten gefunden, die es aus eigener Erfahrung wissen: Sie hat vier Generationen von Migranten und deren Kinder nach ihren eigenen Erfahrungen gefragt. Und sie wollte wissen, wie sie die Situation in Deutschland bewerten und ob sie Angela Merkels schon historischen "Wir schaffen das"-Satz unterstützen.

Generation Gastarbeiter: Francesco Abate (* 1946), Düsseldorf
1966 kam Francesco Abate nach Deutschland. Der damals 19-Jährige fand eine Stelle in der Düsseldorfer Maschinenfabrik Hasenclever. Früher sei die Stimmung Ausländern gegenüber freundlicher gewesen. "Die Deutschen waren froh, dass wir da waren", sagt der 70-Jährige, der die heutige Willkommenskultur lobt. Abate findet: Angela Merkel hat alles richtig gemacht, die Grenzen nicht zu schließen. Man müsse den neuen Migranten Zeit lassen, sich im neuen Land einzuleben.

Generation Einwanderer-Kind: Gülsen Çelebi (* 1971), Düsseldorf
An ihre Kindheit habe sie nur gute Erinnerungen, sagt die Tochter türkischer Einwanderer. "Wir hatten es nicht unbedingt immer leicht, man musste immer besser sein als die anderen, musste erst einmal beweisen, dass man Deutsch kann", erinnert sie sich. Die neuen Zuwanderer machen ihr keine Angst. "Natürlich schaffen wir das", sagt die Düsseldorfer Anwältin für Ausländerrechte und politische Aktivistin. "Deutschland hat die Wende geschafft und nach dem Zweiten Weltkrieg das Land wieder aufgebaut."

Generation Migrationshintergrund: Abdi Osman (* 1995, r.) und Emre Özekinci (* 2000), Mönchengladbach
Abdi Osman ist in Somalia geboren. Als er sechs war, floh die Familie vor dem Bürgerkrieg in die Niederlande, dann nach Deutschland. "Am Anfang war es schwer", sagt er, der immer wieder mit Vorurteilen gegenüber Schwarzen konfrontiert ist. Emre Özekinci ist in Deutschland geboren, seine Eltern stammen aus der Türkei. "Aber ich bin doch nicht anders als andere Jugendliche", sagt Özekinci, der sich nach der Kölner Silvesternacht um den Ruf von jungen Männern wie ihm sorgt.

Generation Flüchtling: Riham Said (* 1990) und Tawfik Daas (* 1988), Köln
Die beiden Syrer sind im November 2015 über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland gekommen. Sie haben in Flüchtlingsheimen in Dortmund, Meerbusch und Grevenbroich gelebt. Nun wohnen sie in Köln mit Domblick. "In Deutschland können alle Religionen zusammenleben", sagen die beiden Ingenieure, die bald Eltern werden. Sie sind sich sicher, dass Flüchtlinge "viel Gutes für Deutschland" tun werden. "Wir können die Zukunft zusammen gestalten."

Alle Antworten finden Sie in einem großen Multimedia-Feature unter www.rp-online.de

(RP)
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