Würselen 18-jähriger Rocker in Würselen erschossen

Würselen · Der Rockerkrieg in der Grenzregion Aachen eskaliert. Unbekannte schossen nun auf eine Gaststätte.

Bei einem Anschlag auf eine ehemalige Gaststätte in Würselen bei Aachen ist vorgestern Abend ein 18-jähriger Mann aus dem Rockermilieu durch einen Kopfschuss getötet worden, ein 28-Jähriger erlitt einen Bauchschuss und wurde in einem Krankenhaus notoperiert. Den Ermittlungen zufolge wurde gegen 23 Uhr insgesamt sieben Mal von draußen auf das Haus geschossen, in dem sich zu diesem Zeitpunkt neben den Opfern noch weitere Personen aufhielten. Wer die Schüsse abgab, ist noch nicht bekannt. Eine Großfahndung blieb ohne Erfolg.

Die Polizei vermutet einen Streit von rivalisierenden Gruppen. Bei den Gangs soll es sich um die Rockerclubs Bandidos und Red Devils handeln. Letztere gelten als wichtigster Unterstützerclub (Supporter) der Hells Angels, den Todfeinden der Bandidos. Intern rechnen die Ermittler fest damit, dass bald ein Vergeltungsschlag der Gegenseite folgen wird.

Die deutschen Polizisten informierten deshalb auch ihre Kollegen in den Niederlanden. Denn die tödliche Schießerei ist der vorläufige Höhepunkt einer Serie von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Rockerclans in der Aachener Grenzregion. Seit Monaten dreht sich in dem Gebiet die Spirale der Gewalt stetig nach oben. Zwar bekämpfen sich die Banden schon seit Jahren, aber die Häufigkeit der Vorfälle hat besonders seit Monatsbeginn noch einmal deutlich an Intensität gewonnen. Erst vor zwei Wochen lieferten sich die Rockerbanden in und vor einer Sporthalle im niederländischen Sittard eine Massenschlägerei. Dabei fielen ebenfalls Schüsse. In der Halle trainierte zu dem Zeitpunkt eine Volleyballmannschaft. Die Rocker hatten sich zunächst draußen vor dem Gebäude geprügelt und waren dann in die Halle gestürmt. Es gab drei Verletzte. Die Volleyballer kamen mit dem Schrecken davon. Nur einen Tag davor hatte es einen Sprengstoffanschlag auf das Haus eines Bandidos im niederländischen Echt-Susteren gegeben.

Zwar sind die Bandidos im Raum Aachen von der deutschen Polizei verboten worden, sie sind dort aber weiterhin aktiv. "Sie sind da, auch wenn man sie nicht mehr mit ihren Kutten durch die Stadt laufen sieht", sagte ein Ermittler. Präsenz zeigen sie jedoch auf niederländischer Seite, wo sie weiter ihre Kutten in der Öffentlichkeit tragen dürfen.

Die Grenzregion bei Aachen gilt in Kreisen der Organisierten Kriminalität als höchst lukrativ. "Zum einen wegen des Drogenschmuggels", erklärt ein Fahnder. Zunehmend aber auch wegen der Flüchtlinge, die zu Tausenden illegal bei Aachen über die Grenze nach Deutschland einreisen. Die Fahnder verdächtigen die Rocker, dass sie bei den Schleusergeschäften mitverdienen. So landen etwa Frauen aus Afrika oft in Bordells, die von Rockern kontrolliert werden sollen.

(RP)
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