30 Jahre Musikantenstadl

Fribourg Neben Autos und dem Oktoberfest zählt die Volksmusik wohl zu den Exportartikeln, die das Bild der Deutschen im Ausland entscheidend geprägt haben. Maßgeblich daran beteiligt ist seit 30 Jahren der "Musikantenstadl" – die TV-Show gastierte bereits in China, Kanada, Russland, Australien, Südafrika, USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in der Karibik. So kam die halbe Welt in den Genuss etwa der Raabtal Dirndl'n, des Stoakogler Trios oder der Zillertaler Schürzenjäger und durfte den Aufstieg von Hansi Hinterseer, Florian Silbereisen und Stefan Mross zu Popstars der Volksmusik miterleben. Auch wenn Moderator Andy Borg 2006 den Stadl-Begründer Karl Moik ablöste, das Publikum blieb der Show treu – und wird wohl auch heute zum Jubiläum wieder millionenfach mitschunkeln.

Das "Zentralorgan der Gemütlichkeit", so der Musikverleger Hans-Rudolf Beierlein über den "Musikantenstadl", brachte es bislang auf rund 180 Sendungen. Ein "Heile-Welt-Pflaster" in einer schnelllebigen, nicht immer einfachen Zeit nennt Annette Siebenbürger, Programmchefin des Bayerischen Fernsehens, die Show. Karl Moik würde das wohl bestätigen, will aber trotzdem nichts mehr davon hören. Seine volkstümliche Radio-Hitparade für den ORF wurde 1981 zum "Musikantenstadl" fürs Fernsehen weiterentwickelt. 2005 kam das Aus für Moik, obwohl er sich nach einem Herzinfarkt wieder erholt hatte. Wie einen Aussätzigen habe man ihn behandelt, nach all den Jahren "links liegen gelassen wie ein dreckiges Tuch", erzählte der 72-Jährige jetzt verbittert in der Talk-Sendung "Lanz".

Durch die Show führt seit fünf Jahren Andy Borg. Unter seiner Ägide versteht sich der "Musikanten- stadl" nicht nur als "Heimathafen für die Generation der Best Ager" (Siebenbürger), sondern hat sich in Ansätzen auch in Richtung eines jüngeren Publikums gewandelt – wobei jung durchaus als relativ zu verstehen ist. Gäste wie David Hasselhoff, DJ Ötzi oder Michael Wendler haben den Begriff der Volksmusik zumindest erweitert. Verlässlich fünf bis sechs Millionen Zuschauer werden so regelmäßig erreicht – das macht den Stadl zu einer der beliebtesten TV-Unterhaltungsshows.

Gegenüber der Begeisterung im Ausland verblasst das freilich. Den Peking-Stadl verfolgten 814 Millionen Zuschauer in China und zehn Millionen in Europa; die Sendung ist eine der erfolgreichsten Unterhaltungsproduktionen des deutschen Fernsehens jemals. Mehr geht kaum – nur noch als Satire: Bastian Pastewka und Anke Engelke bekamen für ihre Stadl-Parodie als Moderatoren-Paar Wolfgang und Anneliese den Grimme-Preis.

Info "30 Jahre Musikantenstadl", ARD, heute, 20.15 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort