Düsseldorf 675 Tote bei Motorradunfällen 2014

Düsseldorf · Nach Jahren des Rückgangs sind 2014 wieder mehr Moped- oder Motorradfahrer verunglückt. Erhöhte Geschwindigkeit ist jedoch nicht immer die Ursache. Der Bundesverband der Motorradfahrer appelliert auch an die Pkw-Fahrer.

107 bei erlaubten 50 Kilometern pro Stunde lautete einer der negativen Höhepunkte des gestrigen Blitzmarathons, für den ein Motorradfahrer aus Nottuln im Kreis Coesfeld sorgte. Ausgerechnet an dem Tag, an dem das Statistische Bundesamt in Wiesbaden einen traurigen Trend veröffentlichte: Nach Jahren des Rückgangs stieg die Zahl der Moped- und Motorradunfälle von 2013 auf 2014 um zehn Prozent. Einen ähnlichen Anstieg bei verunglückten Fahrradfahrern teilte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) gestern mit.

Im vergangenen Jahr zählte die Polizei laut vorläufigen Daten insgesamt 45 500 Zweiradunfälle mit Personenschaden - 2013 waren es 41 150 gewesen. 675 Motorradunfälle endeten 2014 tödlich. Besonders unfallträchtig soll im vergangenen Jahr vor allem das warme Pfingstwochenende gewesen sein.

Der Trend aus 2014 ist jedoch ein Ausreißer: "In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden deutlich zurückgegangen", erklärt Destatis-Mitarbeiter Gerhard Kraski - im Straßenverkehr generell wie auch bei Zweiradfahrern. 2004 hatte die Polizei noch rund 51 000 Moped- und Motorradunfälle mit Personenschaden aufnehmen müssen. Inzwischen sind es elf Prozent weniger. "Zuletzt war allerdings eine Umkehr dieses Trends zu beobachten", sagt Gerhard Kraski.

Michael Lenzen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer, weiß, dass die Ursachen für Motorrad-Unfälle vielfältig sind. "Das ist auch vom Wetter abhängig. Wenn es warm ist, sind mehr Motorradfahrer auf den Straßen unterwegs - dementsprechend kann mehr passieren", sagt Lenzen, der Raserei nicht als Hauptursache für die gestiegenen Unfall-Zahlen mit Motorrad-Beteiligung sieht. "Das wäre zu pauschal ausgedrückt. Motorradfahrer haben eine schmale Silhouette und werden häufig übersehen. Das hat nicht gezwungenermaßen etwas mit Geschwindigkeit zu tun." Zwar wäre es für Motorradfahrer wichtig, ein gewisses Verständig für Gefahren zu entwickeln, gleichzeitig seien jedoch auch Pkw-Fahrer in der Verantwortung: "Wir wünschen uns ein Miteinander auf den Straßen. Dazu gehört auch, als Autofahrer den zweiten Blick für den Motorradfahrer zu haben", sagt Michael Lenzen.

Wie groß die Gefahr auf zwei Rädern sein kann, belegen aktuelle Analysen der ADAC-Unfallforschung. Die besagen, dass das Risiko, bei einem Unfall ums Leben zu kommen, für Motorradfahrer 16 Mal so hoch sei wie für Pkw-Insassen. Sogenannte Alleinunfälle passieren einer Feldstudie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zufolge oft mit besonders starken Maschinen und bei besonders jungen Fahrern. Die am zweithäufigsten betroffene Altersgruppe sind laut ADAC ältere Fahrer, deren Führerscheinprüfung lange zurückliegt und die selten fahren.

Ein Hauptgrund für schwere oder tödliche Verletzungen sei nicht ausreichende Schutzkleidung. Nach Angaben des ADAC hätten 75 Prozent der analysierten Unfallopfer lediglich einen Helm, aber keinen weiteren Schutz für andere Körperregionen getragen. Nur 25 Prozent verfügten über einen geeigneten Vollschutz. Weiterer Gefahrenfaktor: die für Motorradfahrer ungeeignete Straßeninfrastruktur. Leitplanken mit Unterfahr- oder Auffallschutz für Motorradfahrer fehlen an zahlreichen Stellen.

Doch alle Sicherheitsvorkehrungen helfen nichts, wenn Geschwindigkeitsbegrenzungen drastisch überschritten werden. "Es ist schwer zu sagen, was Menschen zum Rasen verleitet. Wir können nicht viel tun, außer gute Ratschläge zu geben", sagt Achim Kuschewski, Leiter des Instituts für Zweiradsicherheit in Essen.

(RP)
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