Düsseldorf/Köln Achenbachs Kunst wird am Rhein versteigert

Düsseldorf/Köln · Das Kölner Auktionshaus Van Ham wird in Düsseldorf und Köln rund 2500 Werke des inhaftierten Kunsthändlers verkaufen.

Der Staatsanwalt fordert wegen Betrugs sieben Jahre Haft für den Düsseldorfer Kunstberater und Kunsthändler Helge Achenbach (62) - und nun hat das Kölner Auktionshaus Van Ham einen Coup für die Szene bekanntgegeben: Das traditionsreiche Unternehmen hat sich die im Prozessverlauf vielzitierte Firmensammlung der Achenbach Art Consulting bis auf einen kleinen Teil sichern können und sich gegen alle anderen deutschen Mitbewerber durchgesetzt. Rund 100 Stücke werden außerdem im Ausland angeboten; der Termin bei Sotheby's London steht noch nicht fest. Die Rede ist bisher von Mai oder Juni.

Das Gros der Kunstschätze aus Achenbachs Firmenlager, insgesamt rund 2500 Bilder, Skulpturen, Fotoarbeiten und Grafiken, darunter kleine und große Formate, wird exklusiv am Rhein unter den Hammer kommen, zunächst an fünf Tagen in Düsseldorf, dann in einer Abendauktion in Köln. Mit zeitgenössischer Kunst macht Van Ham seit Jahren immer bessere Geschäfte. Allein im vergangenen Jahr entfielen auf das Segment zehn Millionen Euro Umsatz, ein Drittel seines Jahresumsatzes. Diese Entwicklung war nach Einschätzung des Hauses ausschlaggebend für die Vergabe des Auktionsauftrages durch Insolvenzverwalter Marc d'Avoine.

Sehr viel lässt Van Ham noch nicht über das Kunstpaket verlauten. Wie seine Sprecherin Anne Srikiow sagt, ist es derzeit tatsächlich gar nicht möglich, präzisere Angaben zu machen. Auch über die erwarteten Erlöse - die Forderungen der etwa 100 Gläubiger belaufen sich auf rund 45 Millionen Euro - müsse man sich jede Spekulation verbieten. Denn erst nach der derzeit begonnenen detaillierten Beschreibung der Sammlungsstücke für die Auktionskataloge werde man genauere Angaben machen können.

Als ein Spitzenwerk nennt Van Ham aber schon ein Richter-Gemälde aus dem Jahr 2008 - Format, Titel und Provenienz können noch nicht angegeben werden. So wird an diesem einen Beispiel deutlich, wie schwer schätzbar das Volumen der gesamten Achenbach-Sammlung ist. Hat Achenbach mit seiner Nähe zu den Künstlern und dank seines guten Riechers seinerzeit eines der Spitzenwerke von Gerhard Richter erworben, der als teuerster lebender Maler international gilt, könnte man hoffen, zweistellige Millionenbeträge allein mit einem Bild zu erzielen. Aber dies alles ist reine Spekulation. Auch die Affen von Jörg Immendorff, die der 2007 gestorbene Künstler und Achenbach-Kumpel in großer Vielzahl und unterschiedlicher Güte produziert hatte, könnten zur Versteigerung kommen. Allerdings soll es nach Informationen unserer Zeitung auf mindestens einige der Skulpturen bereits Eigentumsansprüche geben. Im Strafprozess gegen Helge Achenbach hatte Insolvenzverwalter Marc d'Avoine erst kürzlich im Zeugenstand von strittigen Eigentumsverhältnissen bei "zehn bis 30 Prozent" der Kunstwerke aus dem Achenbachschen Lager gesprochen, ohne Details zu nennen. Mindestens eins der in der vermeintlichen Insolvenzmasse vorgefundenen Werke, von dem er zunächst einen Erlös von einer Million Euro versprochen hatte, sei zudem aus kunstrechtlichen Gründen nicht veräußerbar, hatte der Zeuge vor Gericht gesagt.

Van Ham geht davon aus, dass die Versteigerungen eine hohe Aufmerksamkeit genießen werden - seitens der Medien, der Schaulustigen und seitens potenzieller Käufer. In Düsseldorf hat man als Showroom das ehemalige Atelier des Fotokünstlers Thomas Ruff ausgewählt, dessen Werk auch in Achenbachs Sammlung vorkommt - und das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lager der insolventen Kunstberatungsfirma liegt. Man habe diesen Ort im Stadtteil Heerdt ausgewählt, weil er reichlich Raum biete für die Vielzahl der Angebote. In Köln wird die Auktion mit den 100 bis 150 ausgewählten Spitzenwerken im neuen Firmensitz im Stadtteil Raderthal stattfinden.

(RP)
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