Wachwechsel in Spaniens Monarchie König Juan Carlos begründet im TV seinen Rückzug

Madrid · Der spanische König Juan Carlos hat in einer Fernsehansprache seine überraschende Abdankung begründet: Demnach trieb ihn der Wunsch, Platz zu machen für die neue Generation. Auch das Volk hält große Stücke auf Nachfolger Felipe VI.

Er verzichte auf die spanische Krone, um eine Erneuerung zu ermöglichen, "Fehler zu überwinden und den Weg zu einer besseren Zukunft freizumachen", sagte der 76-Jährige am Montag in einer Fernsehansprache.

Sein Sohn Kronprinz Felipe habe "die Reife, die Vorbereitung und das nötige Verantwortungsbewusstsein", um als neues Staatsoberhaupt an die Spitze Spaniens zu treten. Der 46-jährige Felipe werde "eine neue Etappe der Hoffnung" begründen, in der sich "die gemachten Erfahrungen und der Schwung einer neuen Generation" vereinten.

In seiner Rede ließ der Monarch auch wissen, er habe erstmals ernsthaft an seine Abdankung gedacht, als er im Januar 76 Jahre alt geworden sei.

Juan Carlos hatte am Morgen überraschend in einem Schreiben an Regierungschef Mariano Rajoy seine Rücktrittspläne mitgeteilt. Zahlreiche Skandale hatten das Ansehen der spanischen Königsfamilie zuletzt stark beschädigt, auch gesundheitliche Probleme hatten dem 76-jährigen Juan Carlos schwer zugesetzt.

Seine Popularität hatte dadurch zuletzt stark gelitten. Zuletzt fand die Monarchie erstmals in der Geschichte nur noch bei weniger als der Hälfte der Spanier Rückhalt: Im Januar lag die Zustimmung laut der Tageszeitung "El Mundo" bei 49,9 Prozent. Eine gute Meinung von Juan Carlos hatten nur noch 41 Prozent der Befragten.

Bei öffentlichen Auftritten wirkte er zuletzt oftmals unkonzentriert und unsicher auf den Beinen. Die Entscheidung des Königs traf die Spanier dennoch völlig überraschend. Der Monarch hatte eine Abdankung bislang strikt ausgeschlossen.

Don Juan Carlos abdica la Corona de España. El Rey dirigirá un mensaje a los españoles, a través de radio y tv http://t.co/CWcYUYuTXG

Nun aber übernimmt Felipe. Die öffentlichen Turbulenzen um das Königshaus überstand er unbeschadet. "Er gilt als sehr gut vorbereitet und strahlt bei seinen öffentlichen Auftritten Professionalität aus, er ist in keinen Konflikt verwickelt und gibt keinen Anlass zu Kontroversen", sagt José Miguel de Elias vom Meinungsforschungsinstitut Sigma Dos.

Nach einer jüngsten Umfrage seines Instituts stieg die Zahl der Spanier, die eine hohe bis sehr hohe Meinung von Felipe haben, im vergangenen Jahr um vier Punkte auf 66 Prozent. 56 Prozent glaubten, Felipe könne das Ansehen des Hofs aufpolieren.

Damit eine Abdankung wirksam und der Thronfolger zum neuen König gekrönt werden kann, muss allerdings noch eine Nachfolge-Regelung vom Parlament verabschiedet werden. Eine Abdankung des Monarchen ist im spanischen Rechtssystem bislang nicht vorgesehen. In der Verfassung wird dazu auf ein gesondertes Gesetz verwiesen, das aber bisher nicht verabschiedet wurde.

Rajoy kündigte eine Sondersitzung des Kabinetts an, um das gesetzgeberische Verfahren in die Wege zu leiten. "Ich hoffe, dass das Parlament in kurzer Frist den Kronprinzen zum neuen König ernennen kann", sagte der Regierungschef. Er würdigte Juan Carlos als einen "unermüdlichen Verteidiger" spanischer Interessen. Der Prozess der Abdankung werde ein Beweis für die Reife der spanischen Demokratie sein, sagte er.

(dpa/afp)
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