Royaler Ruhestand Prinz Philip ist jetzt Rentner

London · Nach seinen 22.219 öffentlichen Auftritt hat sich Prinz Philip zur Ruhe gesetzt. Der 96-Jährige nahm an einer Militärparade der königlichen Marineinfanterie teil. Das war sein letzter Termin, jetzt ist der Ehemann der britischen Königin Elizabeth II. Rentner.

Im strömenden Regen nahm der Prinzgemahl mit beige-farbenem Trenchcoat und Melone bekleidet die Parade von Marinesoldaten vor dem Buckingham-Palast ab. Philip war dafür extra aus Schottland angereist. In den Sommermonaten hält sich die Königsfamilie traditionell in der Sommerresidenz Balmoral auf.

Der Herzog von Edinburgh, wie einer seiner Titel lautet, ist seit 1953 Oberhaupt der Royal Marines. Die Veranstaltung am Mittwoch war der Abschluss einer Spendenaktion einer Wohltätigkeitsorganisation, die sich für Mitglieder der Einheit und deren Angehörige engagiert.

Ein Abschluss war der Termin auch für Prinz Philip: Von nun an will der 96-Jährige nur noch "von Zeit zu Zeit" — und wenn er es will — Königin Elizabeth II. bei offiziellen Anlässen begleiten. Jahrzehntelang führte er ein Leben im Schatten seiner Frau, aus dem er gelegentlich mit Sprüchen am Rande der Geschmacklosigkeit heraustrat.

Immer wieder sorgte der Herzog von Edinburgh mit seinem lockeren Mundwerk für Schlagzeilen. Es gibt sogar ein eigenes Buch, in dem die Fettnäpfchen des Briten aufgeführt werden. Bei einem historischen Besuch 1986 in China sagte Philip zu britischen Studenten: "Wenn Ihr hier länger bleibt, bekommt Ihr Schlitzaugen."

Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßte der Prinz einmal mit "Herr Reichskanzler", und dem Landestracht tragenden Präsidenten von Nigeria erklärte er unverblümt: "Sie sehen aus, als wollten Sie gleich ins Bett gehen."

 Der britische Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, nimmt anlässlich seines letzten offiziellen Auftritts an der Captain General's Parade am Buckingham-Palast in London teil.

Der britische Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, nimmt anlässlich seines letzten offiziellen Auftritts an der Captain General's Parade am Buckingham-Palast in London teil.

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Seine Ausrutscher machten Philip berühmt, sein Biograf Gyles Brandreth beschrieb den Humor des Duke of Edinburgh als "eine Mischung aus Komik und Strenge". Philip sieht sie inzwischen aber selbst eher kritisch: "Ich würde die Fehler, die ich mache, lieber nicht machen", sagte er zu seinem 90. Geburtstag einem Fernsehsender, fügte aber gleich hinzu: "Welche es sind, werde ich nicht verraten."

Eigentlich ist es Philip, der am 10. Juni 96 Jahre alt wurde, zutiefst zuwider, seine Gefühle zu zeigen. Das brachte ihm den Ruf ein, seinen Kindern mit Kälte zu begegnen. Andererseits galt er als wichtiger Kitt, der seine Familie während der Scheidungen von drei der vier Kinder zusammenhielt.

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Dass er für seine Frau seine vielversprechende Karriere bei der Royal Navy aufgeben musste, bezeichnete Philip in einem der seltenen Fernsehinterviews vor sechs Jahren knapp als "enttäuschend". Doch mit einer Königin verheiratet zu sein, bedeute für ihn vor allem, "ihr behilflich zu sein, so gut ich kann."

Und in dieser Rolle ist Philip offenbar unschlagbar. Elizabeth II. betonte immer wieder, wie wichtig ihr Mann für sie sei. Kennengelernt hatten sich der auf Korfu geborene einzige Sohn von Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark sowie die spätere Königin im britischen Dartmouth.

Gerade einmal 13 Jahre jung war Elizabeth, als sie 1939 bei einem Besuch der dortigen Marineschule den fünf Jahre älteren Prinzen erspähte. Wegen der politisch instabilen Lage hatte er Griechenland schon mit anderthalb Jahren verlassen, zur Schule ging er in England und Schottland.

Beeindruckt von Philips stattlicher Figur, seinen blonden Haaren und den blauen Augen soll die Prinzessin sofort für ihn entflammt sein. Am 20. November 1947 heirateten die beiden, rund fünf Jahre später folgte Elizabeth ihrem verstorbenen Vater George VI. auf den Thron.

Mit seinem unnachahmlichen Stil eroberte er nach und nach die Herzen seiner Landsleute, sei es bei royalen Winkterminen oder als Schirmherr von Hunderten gemeinnützigen Organisationen.

Philip hat in den vergangenen Jahrzehnten 5496 Reden gehalten, 14 Bücher geschrieben und 637 Solobesuche im Ausland absolviert. Er hat sich für Umweltanliegen eingesetzt und hat verschiedene Interessen, unter anderem in der Wissenschaft und in der Technik. Philip spielte bis 1971 regelmäßig Polo. 1959 machte er seinen privaten Pilotenschein.

Doch auch beim Prinzgemahl macht sich das Alter bemerkbar. 2011 wurde ihm ein Stent am Herzen gelegt, im Jahr darauf erkrankte er an einer Blasenentzündung. Zu Weihnachten plagte ihn und seine Frau eine schwere Erkältung, und im Juni musste Philip wegen einer Infektion für zwei Tage ins Krankenhaus.

Schon 2011 sagte er in einem Interview, er glaube seinen Teil beigetragen zu haben und wolle fortan "ein bisschen Spaß haben". Denn: "Es ist besser aufzuhören, bevor man das Verfallsdatum erreicht." Dabei ist er für sein hohes Alter aber noch rüstig.

Prinz Philip steigt eher Treppe, als dass er den Aufzug nimmt. Der 96-Jährige passt immer noch in die Uniform, die er bei seiner Hochzeit 1947 anhatte. 2014 wurde er bei einem Palastempfang erstmals mit Hörgeräten gesehen. Da war Philip 93. Nach Angaben des Königshauses ist der Gesundheitszustand Philips kein Grund für seine Entscheidung zum Ruhestand.

(beaw/dpa/AFP/ap)
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