Die Briten sind völlig aus dem Häuschen. Als sich die Nachricht von der Ankunft einer neuen Prinzessin verbreitete, schien eine ganze Nation zu lächeln. Auf Twitter wurde das "Royal Baby" rasch zum Topthema, auf den Fernsehkanälen verdrängte es völlig den Wahlkampf - man lässt sich eben nur zu gern von drögen Dingen ablenken. Begeisterte Royalisten strömten zum Buckingham-Palast, wo auf einer Staffellei das offizielle Bulletin ausgestellt wurde. Der große Brunnen im Trafalgar Square wurde pink angeleuchtet, genauso wie die "Tower Bridge" über der Themse. Die Besatzung der "HMS Lancaster", bekannt als die Fregatte der Queen, bildete aus Menschen an Deck das Wort "Sister" (Schwester).

Morgens um sechs war das Paar mit dem Auto ins St.-Mary's-Krankenhaus gefahren. Prinz William war bei der Geburt mit im Kreißsaal. Sie verlief so schnell und problemlos, dass sich die Eltern entschlossen, noch am gleichen Tag in den Kensington-Palast zurück zu kehren, wo sie einen Flügel bewohnen. Zunächst holte Prinz William aber seinen Sohn George ab, damit er seine Schwester kennenlernen konnte. Als er mit dem jungen Prinzen vor den Toren des "Lindo Wing" vorfuhr, brach die Menschenmenge, die sich auf der Straße vorm St.-Mary's-Hospital versammelte hatte, in Beifall aus. Schließlich hatte man Baby George seit dem letzten Sommer bei offiziellen Anlässen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Jetzt einmal kräftig winken, schien William seinem Sohn ins Ohr zu flüstern, und der bewies, dass er die wichtigste aller royalen Gesten schon ganz ordentlich beherrscht.

Kate muss die Abwesenheit des Ehemannes genutzt haben, um sich mit Hilfe von Stylisten die Geburtsstrapazen aus dem Gesicht zu schminken. Denn wenige Stunden später traten die Eltern mit ihrem neuen Familienmitglied vor die Kameras der Weltpresse. Die kleine Prinzessin, eingewickelt in eine weiße Decke von G. Hurt & Son, schlief tief und fest und ließ sich auch vom Blitzlichtgewitter nicht wecken. "Ob ihr kalt ist?", fragte Kate. "Nein, ihr geht es gut", antwortete William. Kates Haare glänzten, das Make-up war perfekt. Sie strahlte und leuchtete - wie alle jungen Mütter - und sah eher aus, als käme sie gerade von einem Spaziergang und nicht aus dem Kreißsaal. Sie trug Pumps von Jimmy Choo und ein Seidenkleid mit gelben Blumen von Designerin Jenny Packham. Auch als sie nach der Geburt ihres ersten Kindes vor die Presse getreten war, hatte sie eine Packham-Kreation gewählt, ein blaues Polka-Dot-Kleid. Die Decke, in die die Kleine gewickelt war, wird sicher bald ausverkauft sein.

Zurück im Kensington-Palast trafen dann nach und nach die Gratulanten ein: Kates Mutter Carole und ihre Schwester Pippa, Williams Vater Prince Charles und seine Frau Camilla fuhren vor, dann kam Kates Vater Michael. Onkel Prinz Harry erfuhr in Australien von der Ankunft seiner Nichte. "Sie ist total schön", ließ Harry über den Palast mitteilen. "Ich kann es nicht erwarten, sie zu sehen." Die Ur-Oma, Queen Elizabeth II., änderte ihr Programm nicht und besuchte eine Parade in Richmond Castle. Als Reverenz für ihr fünftes Urenkelkind trug sie ein Ensemble in Pink.

Danach werden die Cambridges zu ihrem Landsitz "Anmer Hall" in der Graftschaft Norfolk umziehen. Prinz William hat noch bis Anfang Juni Vaterschaftsurlaub, bevor er seine Ausbildung zum Rettungshubschrauberpiloten wieder aufnimmt. Die Bilder der jungen Familie werden bis auf weiteres die einzigen bleiben, die man zu sehen bekommen wird. William ist sehr auf die Privatsphäre seiner Familie bedacht. Ein Sprecher des Kensington- alastes wollte nicht verraten, wann die Herzogin wieder ihre Repräsentationspflichten aufnimmt. "Mit zwei Kindern unter zwei Jahren", sagte er, "wird ihr Fokus ganz auf der Familie liegen."

Derweil beschäftigen sich die Briten damit, wie das Kind, das den Titel der Prinzessin von Cambridge trägt und Nummer vier der britischen Thronfolge ist, heißen soll. Charlotte und Alice sind die Favoriten bei den Buchmachern. Für sie wurde es teuer: Fast 90 Prozent aller Wetter hatten beim Geschlecht auf ein Mädchen getippt.