Prozess gegen "Satanisten-Paar" "Aggressiv und größenwahnsinnig"

Bochum · Im Prozess gegen das "Satanisten-Paar" von Witten haben ehemalige Freunde die angeklagten Manuela (23) und Daniel (26) R. am Mittwoch in Bochum als aggressiv und größenwahnsinnig beschrieben. "Sie fühlten sich als Todesboten Satans, die möglichst viele Seelen einzufangen hatten", erinnerte sich ein 22-jähriger Student im Zeugenstand des Schwurgerichts.

Das martialische Auftreten bezeichnete er als reines Imponiergehabe. Daniel R. sei nur noch sein Image wichtig gewesen. "Dafür ist er wohl auch über Leichen gegangen."

Bereits fünf Monate vor der grausamen Bluttat vom 6. Juli 2001 hatte der 26-jährige Satanist jeglichen Kontakt zu seinen früheren Weggefährten abgebrochen. Er sei unfreundlich geworden und habe plötzlich alles und jeden gehasst. "Er hat eine Rolle gespielt und konnte nicht mehr zurück", glaubt sein früherer Freund. Manchmal habe sich Daniel R. sogar als gottgleich bezeichnet.

Die Eheleute hatten bereits zum Prozessauftakt gestanden, einen 33-jährigen Hertener in ihrer Wittener Wohnung getötet zu haben. Den Auftrag zu der Bluttat wollen sie vom Teufel persönlich erhalten haben. Bei der Untersuchung der Leiche zählte der Gerichtsmediziner mindestens neun Herzstiche. Der Schädel des Opfers wies fast 30 Schlagverletzungen auf. "Sie wurden mit der spitzen und der stumpfen Seite eines Zimmermannshammers verursacht", sagte der Sachverständige vor Gericht. Die diabolische Anzahl von insgesamt 66 Schlag-, Hieb- und Stichverletzungen sei dagegen eher zufällig gewesen. Vermutlich seien es ohnehin mehr. Kleinere Verletzungen wurden erst gar nicht mitgezählt.

Der ehemalige Arbeitgeber (44) Daniel R.s bezeichnete seinen früheren Mitarbeiter im Zeugenstand als pflichtbewussten und korrekten Menschen. "Er hatte bei uns eine absolute Vertrauensstellung", sagte der Leiter eines Geschäfts für Autoteile den Richtern. Erst Anfang 2001 habe sich sein bis dahin bester Angestellter verändert. Neben 15 anderen Menschen fand auch der 44-Jährige seinen Namen auf einer "Todesliste" wieder, die Daniel und Manuela R. vor ihrer Flucht nach Thüringen an die Wand ihrer Wohnung geschrieben hatten. "Freut euch, ihr seid die nächsten", stand unter der Namensliste. Der Mordprozess wird am fortgesetzt. Das Urteil soll am 31. Januar gesprochen werden.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort