Dallas Als "Dallas"-Fiesling war er weltberühmt

Dallas · Er gab in 357 Folgen den Bösewicht J.R. Ewing, in "Bezaubernde Jeannie" den verklemmten Major Nelson. Er absolvierte in der "Lindenstraße" einen Kurzauftritt. Im Alter von 81 Jahren erlag Larry Hagman in Dallas einem Krebsleiden.

Man kannte ihn nicht ohne seinen Cowboyhut, ein überdimensioniertes Modell, mit dem Larry Hagman als texanischer Ölbaron J.R Ewing in der Fernsehserie "Dallas" weltberühmt wurde. Wenn dienstagsabends um 21.45 Uhr die Erkennungsmelodie von Jerrold Immel erklang, dann saßen in den Jahren von 1981 bis 1991 regelmäßig bis zu 18 Millionen Menschen vorm Fernseher und verfolgten die 357 Folgen der Seifenoper, in der es um Macht, Intrigen und Ölgeschäfte ging.

Mit dem Erfolg von "Dallas" ist auch der jetzt im Alter von 81 Jahren einem Krebsleiden erlegene Larry Hagman zum Weltstar geworden. Er war die Verkörperung des Bösen, der untreue Ehemann, der skrupellose Geschäftsmann, ein Fiesling amerikanischer Strickart und Strippenzieher, dem das Lächeln nie gefror. Sein meckerndes Lachen schmetterte der deutsche Synchronsprecher Wolfgang Pampel unvergessen ins Mikrofon.

Den Ölbaron spielte er noch vier Mal in Fernsehfilmen: 1996 in "J.R. kehrt zurück", 1998 in "Kampf bis aufs Messer", 2000 in "Doing Dallas" und 2011 in "Dallas". 2012 wurde die Serie wieder neu aufgenommen, Hagman war schon sichtlich von seiner Krebserkrankung gezeichnet. Im Mittelpunkt standen dieses Mal die Söhne des Ewing-Clans. In den Jahren zuvor war Hagman unter anderem in der US-Serie "Desperate Housewives" zu sehen. Er liebte Deutschland und die Stadt Köln. So hatte er im Februar 2006 ein Gastspiel in der WDR-Serie "Lindenstraße" zugesagt: Mit Cowboyhut spazierte er in Mutter Beimers Reisebüro zu einem Kurzauftritt.

Vor dem Erfolg mit "Dallas" war sein mitunter recht linkisches Spiel schon in der Serie "Bezaubernde Jeannie" auch im deutschen Vor abendprogramm auf großen Zuspruch gestoßen – als Astronaut Anthony Nelson versuchte er trickreich und charmant, den schönen weiblichen Flaschengeist Jeannie (Barbara Eden) zu zähmen.

Mit Europa war der 1931 im texanischen Fort Worth geborene Amerikaner besonders verbunden. In London hatte er wegweisende Momente erlebt: Der Sohn eines Rechtsanwalts und einer Schauspielerin war dort fünf Jahre als Soldat der Luftwaffe stationiert und spielte Anfang der 1950er-Jahre an der Seite seiner Mutter Mary Martin im Broadway-Musical "South Pacific". In London fand er auch sein privates Glück: Er verliebte sich in die schwedische Modezeichnerin Maj Axelsson. Das Paar heiratete 1954. 1958 kam Tochter Kristina Mary Heidi zur Welt, Sohn Preston folgte 1962. Mit seiner Frau, die zuletzt an Alzheimer erkrankt war, blieb er bis zum Tod zusammen. Nach dem Auslaufen der Serie 1992 bekannte Hagman nach einer Leberzirrhose, Alkoholiker zu sein. Der Sender Euronews meldet, dass der Schauspieler täglich bis zu fünf Flaschen Champagner geschlürft haben soll. Im August 1995 retteten Ärzte sein Leben mit einer Lebertransplantation. Das Organ war, wie er in seiner Autobiografie schreibt, durch jahrelange Alkoholabhängigkeit geschädigt. "Ich habe die Leber eines 45-jährigen Latinos. Ich habe sein Foto im Bad, danke ihm jeden Tag beim Rasieren für mein Leben", zitierte die "Bild"-Zeitung damals den Schauspieler. Ende 2003 musste ihm ein Teil der Leber wieder entfernt werden. Er setzte sich infolge seiner Erkrankung für Kampagnen zur Organspende ein. Er litt zudem an Krebs, nahm zeitweilig 22 Medikamente täglich ein, klagte zuletzt über schwere Schmerzen.

Ganz anders als in seiner berühmtesten Rolle als Öl-Magnat engagierte er sich privat für Solarenergie. In einem gesellschaftspolitisch geprägten Interview, das der Journalist Franz Alt 2012 in München mit ihm führte, erzählte Hagman, dass er in seiner Ranch in Kalifornien eine der größten privaten Solarstromanlagen der USA nutze. Dass er und seine Familie Hybrid-Autos fahren, er persönlich sein Elektroauto bevorzuge. "Sie wissen ja, die Sonne schickt nie eine Rechnung", sagte Hagman zu Alt. Er glaube, so Hagman weiter in diesem Gespräch, dass Solarenergie die Lösung für die Welt und für alle Zeit und für alle Kontinente ist. "Öl oder Kohle töten uns" – klipp und klar waren seine Ansagen. Im Jahr 2010 wurde er wegen seines Engagements für Solarenergie mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Die letzten Lebensjahre des amerikanischen Schauspielers waren von Krankheit überschattet, doch sein Frohsinn soll darunter nach Berichten von Kollegen, Familie und Freunden nicht gelitten haben. An seinem Haus in Malibu wehte eine Flagge mit der Aufschrift: "Das Leben ist ein Fest." "Er war ein Verführer des Lebens", notierte "Dallas"-Filmfrau Sue Ellen in ihrem Online-Nachruf. Linda Gray war auch in der Stunde des Todes an seinem Sterbebett.

Hagman war überzeugt davon, dass in jedem Menschen ein Stück von J.R. stecke. Was auf seinem Grabstein eingraviert werden soll, hatte er 1988 festgelegt: "Hier liegt der aufrichtige Bürger J.R. Ewing. Dieses ist der einzige Deal, den er je verlor."

(RP)
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