Höxter Angeklagte schildert kühl das Grauen

Höxter · Im Prozess um das "Horror-Haus" von Höxter wird Unvorstellbares offenbart.

Am Abend vor ihrem Tod kauerte sich Anika W. nackt vor der Waschmaschine im Keller zusammen. Nach zehn Monaten im Haus von Wilfried und Angelika W. war die 33-Jährige am Ende ihrer Kräfte. "Das Beste ist doch, ich bringe mich um", soll sie vorher zu Wilfried W. gesagt haben. "Aber dann halt mich da raus und schmeiß dich vor'n Zug", soll seine Antwort gewesen sein. Angelika W. berichtet auch an diesem vierten Prozesstag im Landgericht Paderborn stundenlang, was geschehen ist auf dem alten Hof in Höxter-Bosseborn, in dem das Paar zwei Frauen zu Tode gequält haben soll. Was die Angeklagte erzählt, ist durchzogen von schwer fassbarer Grausamkeit und Kälte.

Angelika W. gerät nicht ins Stocken, während sie Anikas letzte Stunden beschreibt, ihr einsames Sterben in einer Badewanne im Keller schildert. Die Stimme der Angeklagten ist ruhig. Sie bricht auch nicht weg, als sie beschreibt, wie sie die Leiche mit ihrem Ex-Mann in eine Tiefkühltruhe gehievt und Pizza und Gemüse dazugelegt hat; wie sie selbst die Leiche später an vielen Abenden zersägt und die einzelnen Körperteile im Ofen im Wohnzimmer verbrannt hat. "Die ganze Maloche damit hatte ich", sagt sie trocken. Einmal sei Wilfried W. im Sessel eingeschlafen, während sie immer wieder neue Leichenteile verbrannt habe. "Es war ja schön warm", sagt sie.

Anika W. hatte schon wochenlang im Keller geschlafen. Nachts kettete Angelika W. sie dort in einer Badewanne an. Manchmal habe sich Anika gewehrt, wenn Angelika W. sie verprügelt habe. "Sie hat aber nur sehr selten darum gebettelt aufzuhören. Sie hatte eine wahnsinnig hohe Schmerzgrenze." Noch nicht mal auf die Stromstöße, die Angelika W. ihr mit einem Elektroschocker verpasst habe, habe sie reagiert. "Ich kann mir das bis heute nicht erklären."

Am Morgen des 3. August 2014 starb Anika W. Sie stürzte und fiel mit dem Hinterkopf auf Beton. Angelika W. half ihr zurück in die Badewanne. Zeugen gibt es dafür nicht - außer Wilfried und Angelika W. Am nächsten Tag konnte Anika W. nicht mehr alleine aufstehen. Wilfried W. habe immer wieder um Rat gefragt. "Du musst ihr Aspirin geben", habe Angelika W. ihm gesagt. Sie sei genervt gewesen. "Ich wollte endlich in Ruhe meine Wäsche aufhängen."

(hsr)
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