Düsseldorf Apfelbauern rechnen mit Rekord-Ernte

Düsseldorf · Deutschlandweit rechnen die Obstbauern mit einer Erntemenge von mehr als einer Million Tonnen. Das ist ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dadurch sinken die Preise. Zudem kommen Äpfel aus Polen auf den Markt.

Im ganzen Rheinland stehen die Erntehelfer in diesem Jahr bereits drei Wochen früher als sonst auf den Leitern und holen die Äpfel von den Bäumen. Dank des milden Winters und des niederschlagreichen Sommers sind die Früchte früh reif und groß geworden. In ganz Deutschland werden Schätzungen der Landwirtschaftskammer zufolge wohl 29 Prozent mehr Äpfel geerntet werden als im Vorjahr. Doch das hat auch Nachteile, denn besonders im Discounter-Bereich drücken die großen Erntemengen auf den Preis.

"Europaweit war die Ernte sehr gut", erklärt Ralf Nörthemann vom Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer in Köln. Befürchtungen, man müsse Teile der Apfelernte wegen eines Überangebotes vernichten, bestünden zumindest für das Rheinland nicht. "In unserer Region vertreiben die Obstbauern ihre Ware meist im eigenen Hofladen, in denen sie die Preise selbst bestimmen können", sagt Nörthemann. Zudem wachse die Nachfrage nach regionalen Produkten - zur Freude der Hofladen-Betreiber.

Anders sieht es für die Obstbauern aus, die ihre Ware an die Discounter verkaufen. "Der Einkaufspreis liegt etwa 25 bis 30 Prozent unter dem des Vorjahres - die Apfelbauern bekommen also deutlich weniger Geld", sagt Nörthemann. Da der Preis 2013 überdurchschnittlich gut war, sei er in diesem Jahr im Mittelfeld. Auch kauften die Discounter lieber regionale Produkte statt Obst aus den Niederlanden oder Polen - jedoch muss der deutsche Anbieter beim Preis mitgehen.

Den Verbraucher freuen die niedrigen Preise. Er bekommt in ausgewählten Supermärkten heimische Äpfel wie die Sorte Elstar schon zum Sonderpreis von 99 Cent je 900 Gramm. "Das Zusammentreffen einer Rekord Apfelernte mit schleppenden Absatzmöglichkeiten zwingt alle dazu, neue Wege zu gehen. Oberstes Gebot ist es, auch weiterhin keine Äpfel vernichten zu müssen", erklärt Hans Knöpfler, Geschäftsführer der "Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft". In Süddeutschland gab es eine Rekordernte. "Die Natur richtet sich nicht nach dem Markt. Deswegen nützt es mir als Obstbauern auch nichts, über die derzeitige Situation nur zu klagen. Vielmehr müssen wir alle gemeinsam nach Lösungen suchen", so Knöpfler. Um die Lust auf Äpfel anzukurbeln, verschenken zwei Discounterketten an zwei Tagen in ganz Deutschland bis zu 1,5 Millionen Äpfel an Kinder.

Wegen des Russland-Embargos, das den Import von zahlreichen Lebensmitteln wie Äpfeln derzeit untersagt, könnten auch polnische Anbieter auf den deutschen Markt drängen. Anders als Deutschland produziert das Land viel Obst für Russland. Kommt es auf den deutschen Markt, könnte das die Preise für deutsche Anbieter weiter drücken, prognostiziert Nörthemann.

Keine Sorgen macht sich Obstbauer Bernd Schumacher vom Apfelparadies in Düsseldorf-Wittlaer. "Wir pflücken fleißig. Über die Vermarktung mache ich mir später Gedanken - genauso wie um die Preisentwicklung", sagt er gelassen. Er baut nicht nur die gängigen Sorten wie Elstar an, da diese auch in den Niederlanden in Massen produziert werden. "Besser sind seltenere Sorten wie Boskop und Rubinette", sagt Schumacher. Damit steht er nicht in direkter Konkurrenz zu den großen Betrieben, die ihre Massenware anbieten.

Unterm Strich sind die Apfelbauern im Rheinland zufrieden, so die Landwirtschaftskammer. "Die Früchte haben eine super Größe. Wir haben keine Hagelschäden. Auch den Preis sollte man jetzt noch nicht kaputtreden", sagt auch Obstbauer Schumacher. Bei anderen Obstsorten wie den Zwetschgen sei es nicht so gut gelaufen, da habe das Wetter nicht mitgespielt. Da die deutschlandweit etwa eine Million Tonnen Äpfel diesmal früh reif waren, wird die Ernte auch früher beendet sein. "In manchen Regionen könnte sie bereits bis Ende September eingefahren sein", schätzt Obstbauer Bernd Schumacher. In den Jahren zuvor habe man manchmal noch bis in den November hinein Äpfel von den Bäumen holen müssen.

(RP)
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