Marion Steinert (52) und Anke Hilbig (34) lächeln zeitgleich, als sie an den Moment zurückdenken, in dem sie zum ersten Mal die Stimme des anderen hörten. Es war Heiligabend 2014. Beide verbrachten das Weihnachtsfest alleine zu Hause. Knapp drei Stunden dauerte das erste Telefonat - aus heutiger Sicht der Grundstein für ihre emotionale Verbindung. "Manchmal sind wir Schwestern - manchmal aber auch Mutter und Tochter. Wir haben unterschiedliche Rollen, die je nach Gespräch variieren", erklärt Anke Hilbig, die in einer Radiosendung von dem Verein erfuhr, der sogenannte Wahlverwandtschaften vermittelt. Auch Marion Steinert hörte die Sendung. Beide meldeten sich noch am selben Abend an, ehe sie im Internet aufeinander aufmerksam wurden. Es folgten zahlreiche Telefonate, E-Mails und schließlich das erste Treffen. Marion Steinert kochte. Es gab Curryhühnchen mit Reis und Salat. "Ich war tierisch nervös, wir hatten uns vorher ja noch nie gesehen. Und zudem beschäftigte mich die Frage, auf welcher Ebene man sich begegnet", erinnert sich die 52-Jährige.