Arm, aber dankbar

Meine Erinnerung geht auf ein völlig anderes Weihnachten als das heutige zurück, doch ich verspüre nur eine große Dankbarkeit, dass es mir heute so gut geht.

Wir lebten sehr geborgen, aber arm wie die Kirchenmäuse in Oberlangenau/Schlesien. Vater und Bruder waren in Gefangenschaft, meine Mutter war mit uns drei Kindern (15, neun und ein Jahr alt) allein. Es gab für uns "Große" nicht ein einziges Geschenk, nur die Kleinste bekam ein kleines Fondantschaf, das meine Mutter von irgendjemandem zugesteckt bekommen hatte.

Trotzdem saßen wir zusammen, sangen Weihnachtslieder und waren zufrieden. An dieses armselige Weihnachten 1945 denke ich jedes Jahr - nicht voll Zorn, sondern voll Dankbarkeit. Und ich wünsche im Stillen, dass auch die heutigen Kinder eine solche Dankbarkeit spüren und ihr eigen nennen. Gudrun Broock, Meerbusch

(RP)
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