Innenminister und Polizeichef entlassen 17 Tote bei Streit um Land in Paraguay

Asunción · Nach einem tödlichen Konflikt um Land und Boden im Norden Paraguays haben die Behörden Truppen in das entlegene Waldschutzgebiet entsandt. Feuergefechte zwischen Polizisten und landlosen Farmern hatten dort 17 Menschen das Leben gekostet. Präsident Fernando Lugo hat bereits personelle Konsequenzen gezogen.

 Präsident Fernando Lugo (Mitte) hat personelle Konsequenzen aus den gewalttätigen Auseinandersetzungen gezogen.

Präsident Fernando Lugo (Mitte) hat personelle Konsequenzen aus den gewalttätigen Auseinandersetzungen gezogen.

Foto: dpa, Andres Cristaldo

Zuvor hatten die Beamten versucht, rund 150 Bauern von dem 150 Meilen nördlich der Hauptstadt Asuncion gelegenen Gebiet zu vertreiben. Unter den Todesopfern waren laut Behördenangaben zehn Bauern und sieben Polizisten, mindestens 27 weitere Beamte wurden verletzt.

Präsident Fernando Lugo änderte die Tagesordnung und berief ein Kabinettssitzung ein. Die Streitkräfte könnten im Bemühen um ein Ende der Gewalt mit seiner Unterstützung rechnen, erklärte er. Verbindungen des Vorfalls zur paraguayischen Volksarmee, die als kleine linksgerichtete Guerillagruppe in der Vergangenheit im Norden des Landes Polizeiposten angriff, schloss Lugo aus.

Das betroffene Gebiet ist Teil einer großen Farm, die einem politischen Widersacher Lugos - Blas Riquelme - gehört. Dieser hat es nach Angaben von Aktivisten vor Jahrzehnten vom Staat erworben und sollte es für eine Bodenreform verwenden. Riquelmes Sohn Jose sagte, seine Familie habe das Gebiet vor 20 Jahren zu einem Waldschutzgebiet erklärt. Allerdings hätten Farmer seit vergangenem Jahr versucht, es zu besetzen.

Vor Journalisten äußerte der Präsident sein Bedauern und Abscheu über die Aktionen, die zu den Todesfällen geführt hätten. Bei dem jüngsten Vorfall handelt es sich um einen der gewaltsamsten Landkonflikte seit Jahrzehnten in dem sonst relativ friedlichen südamerikanischen Land.

Innenminister und Polizeichef entlassen

Präsident Fernando Lugo hat unterdessen personelle Konsequenzen gezogen. Wie Lugo am Freitag in einer Botschaft an die Nation mitteilte, wurden Innenminister Carlos Filizzola und der Polizeichef Paulino Rojas aus ihren Ämtern entlassen.

Der Polizeichef des Bezirks Canindeyu, Walter Gomez, sagte einem Fernsehsender, die Bauern seien mit großkalibrigen Waffen wie M-16-Gewehren ausgerüstet. "Sie haben direkt geschossen, um zu töten", sagte Gomez.

Der Senat beriet in einer Krisensitzung über eine Verhängung des Ausnahmezustands in der Region. In Paraguay, wo zwei Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Landes besitzen, gibt es immer wieder teils gewaltsam ausgetragene Landkonflikte.

(APD/AFP)
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