Auch zwei US-Pfarrer angeklagt 90-Jähriger wegen Essensausgabe an Obdachlose vor Gericht

Ein 90-jähriger Mann und zwei Pfarrer müssen in Florida mit Haft- und Geldstrafen rechnen, weil sie Obdachlose mit Essen versorgt haben. In mehreren US-Städten ist das illegal.

Arnold Abbott ist 90 Jahre alt und kümmert sich um Obdachlose.

Arnold Abbott ist 90 Jahre alt und kümmert sich um Obdachlose.

Foto: ap

Für den 90-jährigen Arnold Abbott war es einfach nur eine Wohltat für Bedürftige - in Fort Lauderdale ist es seit Kurzem eine Straftat: Abbott und zwei Geistliche sind in der Stadt im US-Staat Florida für die Ausgabe von Mahlzeiten an Obdachlose festgenommen worden. Ihnen drohen jeweils bis zu 60 Tagen Haft und 500 Dollar Strafe (rund 400 Euro).

Abbott hatte keine Genehmigung

Der Grund für die zweifelhafte Festnahme: In Fort Lauderdale war am Freitag eine Verordnung in Kraft getreten, die die öffentliche Ausgabe von Essen an Obdachlose strikt begrenzt. Nach Berichten örtlicher Medien muss für eine Essensausgabe in dem Park, in dem Abbott und die Pfarrer Dwayne Black und Mark Sim Mahlzeiten verteilten, eine Genehmigung beantragt werden. Zudem müssen die Organisatoren öffentliche Toiletten aufstellen. Auch darf kein Essen in der Nähe von Wohngebieten gereicht werden.

Fort Lauderdale ist kein Einzelfall in den USA. In den vergangenen zwei Jahren versuchten laut der Organisation "National Coalition for the Homeless" mehr als 30 US-Städte, ähnliche Gesetze ins Leben zu rufen. Hintergrund sind Befürchtungen von Anwohnern und Geschäften, dass ihre Nachbarschaften Obdachlose anlocken könnten. In Houston etwa droht Wohltätern eine Strafe von 2000 Dollar, Organisationen in Columbia im US-Staat South Carolina müssen Initiatoren von Essenausgaben zwei Wochen im Voraus 150 Dollar für eine Erlaubnis zahlen.

"Lassen Sie den Teller sofort fallen"

Die Polizei sei angerückt, als die drei am Sonntag in einem Park in Fort Lauderdale Mahlzeiten an Wohnungslose ausgegeben hätten, berichtete Abbott dem Fernsehsender WPLG. "Einer der Polizisten sagte: "Lassen sie den Teller sofort fallen" - als ob ich eine Waffe getragen hätte", sagte der 90-Jährige. "Es handelt sich ganz einfach um Unmenschlichkeit gegen die Menschen."

Abbott ist Chef einer gemeinnützigen Organisation namens "Liebe deinen Nächsten". Nach eigenen Angaben hatte er die Stadt 1999 verklagt, weil sie schon damals versuchte, ihn von der Essensausgabe für Arme abzuhalten. Damals habe er einen Prozess gewonnen, und auch jetzt werde er gegen die neue Verordnung zu Felde ziehen, kündigte er an.

Die Polizei teilte mit, dass die Männer nicht in Gewahrsam genommen worden seien. Ihnen sei allerdings gesagt worden, wann sie vor Gericht zu erscheinen hätten, wo die Angelegenheit von einem Richter entschieden werden solle.

Trotz Strafverfolgung ließen sich Abbott, Black und Sims nicht davon abhalten, am Mittwochabend (Ortszeit) in einer Kirche erneut Mahlzeiten vorzubereiten, die sie in der Nacht zum Donnerstag in einem öffentlichen Park verteilen wollten. "Das sind die Ärmsten der Armen", sagte Abbott. "Sie haben nichts. Sie haben kein Dach über dem Kopf. Wie kann man sie abweisen?"

Fort Lauderdales Bürgermeister Jack Seiler sagte, die drei hätten gute Absichten gehabt, doch die Behörden könnten bei Verstößen gegen die Verordnung keine Unterschiede machen. Das Gesetz sei genehmigt worden, um sicherzustellen, dass öffentliche Plätze für jeden zugänglich seien, sagte Seiler.

(ap)
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