Ägäis Mindestens 13 Tote bei Untergang von Flüchtlingsboot

Athen · Mindestens 13 Menschen sind beim Untergang eines überfüllten Flüchtlingsbootes ums Leben gekommen. Sie befanden sich vor einer griechischen Ägäis-Insel.

 Die Überfahrt überleben viele Menschen nicht.

Die Überfahrt überleben viele Menschen nicht.

Foto: dpa, htf

15 weitere Insassen des Bootes, das in der Nacht zum Mittwoch vor der Insel Farmakonisi kenterte, wurden nach Angaben der griechischen Hafenpolizei gerettet. Nach einem Vermissten wurde noch gesucht. In einer Weihnachtsbotschaft rief der Vater des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Ailan die Weltgemeinschaft zur Aufnahme von Syrern auf.

Das kleine Polyesterboot mit 29 Insassen kenterte auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland. Es habe "kein besonders schlechtes Wetter" geherrscht, sagte ein Vertreter der Polizei. Das Boot sei jedoch "wie so häufig überfüllt" gewesen. Das Boot sei gekentert und die Insassen ins Wasser gefallen. Die Hafenpolizei habe 15 Menschen lebend bergen können. Diese würden auf der Insel Leros im Krankenhaus behandelt.

Mehr als eine Millionen Flüchtlinge in EU

Seit Jahresbeginn gelangten nach UN-Angaben mehr als eine Million Flüchtlinge nach Europa, davon kamen rund 970.000 über das Mittelmeer. Mehr als die Hälfte der Bootsflüchtlinge stammten aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Immer wieder kommen bei der gefährlichen Überfahrt über das Meer Menschen ums Leben, weil ihre von Schleppern bereitgestellten seeuntauglichen Boote kentern.

Eines der Opfer war in diesem Jahr der dreijährige syrische Flüchtlingsjunge Ailan, der bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland ertrank. In einer Videobotschaft, die der britische Sender Channel 4 am ersten Weihnachtstag senden will, appellierte Ailans Vater Abdullah Kurdi nun an das Mitgefühl der Weltgemeinschaft. "Ich wünsche mir, dass die ganze Welt ihre Türen für Syrer öffnet", sagte der aus dem nordsyrischen Kobane stammende Mann laut der von Channel 4 veröffentlichten Übersetzung.

Ailan, sein Bruder und die Mutter starben

Ailan war ertrunken, als er mit seiner Familie in einem Schlauchboot über das Mittelmeer floh. Auch seine Mutter Rihana und sein vierjähriger Bruder Galip starben bei dem Unglück. Seine Leiche wurde am 2. September am Strand der türkischen Küstenstadt Bodrum gefunden. Das schockierende Foto von Ailans Leichnam ging um die Welt. Es wurde zum Symbol für die Flüchtlingskrise und erhöhte den Handlungsdruck auf die politischen Verantwortlichen.

Die Organisation Pro Asyl verwies am Mittwoch unter Berufung auf Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR auf die steigende Zahl von Kindern, die über das Mittelmeer flüchten. Im November seien 28 Prozent der in Griechenland angekommenen Flüchtlinge minderjährig gewesen, teilte Pro Asyl mit. Im Juni habe der Anteil der Minderjährigen noch bei 16 Prozent gelegen. Der Anteil der erwachsenen Frauen an den Flüchtlingen habe sich von elf auf 17 Prozent erhöht.

Viele sind verschuldet

Mehrere UN-Organisationen verwiesen in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht auf die Verschlechterung der Situation der syrischen Flüchtlinge im Nachbarland Libanon. 70 Prozent von ihnen lebten in diesem Jahr von weniger als 3,84 Dollar (3,50 Euro) pro Tag, 2014 waren dies noch 49 Prozent, hieß es in dem Bericht des UNHCR, des Kinderhilfswerks Unicef und des Welternährungsprogramms (WFP). Fast 90 Prozent der syrischen Flüchtlinge im Libanon befänden sich in einem "Teufelskreis der Verschuldung".

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(lkö/AFP)
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