Verschleppt in Afghanistan Deutscher Entwicklungshelfer flieht aus der Gewalt der Taliban

Kundus · Nach rund sechs Wochen Geiselhaft ist einem von den radikalislamischen Taliban in Nordafghanistan verschleppten Deutschen die Flucht gelungen. Seiner eigenen Darstellung zufolge konnte der Entwicklungshelfer seinen Entführern in der Nacht zu Freitag entkommen.

Der Mann halte sich im deutschen Generalkonsulat in Masar-i-Scharif auf, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sei sehr erleichtert über die Freilassung.

Die Bundesregierung dankte der afghanischen Regierung und den Sicherheitsbehörden für ihre Unterstützung. Der 45-Jährige ist bei der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) beschäftigt. "Wir sind voller Erleichterung über diese Nachricht und möchten uns bei allen herzlich bedanken, die zu dem guten Ausgang beigetragen haben", sagte GIZ-Vorstandssprecherin Tanja Gönner.

Der Entwicklungshelfer war im April nach Angaben der Polizei bei einer Fahrt von der Provinz Kundus in die nordafghanische Stadt Masar-i-Scharif verschleppt worden. Die Taliban hatten sich zu der Entführung bekannt. Forderungen waren nicht bekanntgeworden.

Ein Polizist namens Nurullah im Distrikt Char Darah in Kundus sagte zum Ende der Geiselnahme: "Unsere Polizisten sahen einen Mann gegen ein Uhr in Richtung unserer Kontrollstelle kommen." Er sei dann zum Flughafen Kundus gebracht worden, wo ihn deutsche Soldaten aus dem Feldlager Masar-i-Scharif, die mit zwei Hubschraubern gekommen seien, abgeholt hätten.

Zuletzt war im vergangenen Oktober in Afghanistan ein deutscher Entwicklungshelfer nach mehr als zweieinhalb Jahren Geiselhaft freigekommen. Der Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe war im Januar 2012 von Extremisten aus einem Haus in der ostpakistanischen Stadt Multan verschleppt worden.

Die Bundeswehr war vor eineinhalb Jahren aus Kundus abgezogen. Die GIZ beschäftigt dort aber weiterhin internationale und einheimische Mitarbeiter. Seit dem Abzug der Bundeswehr hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. Im April war es zu schweren Angriffen der Aufständischen in Kundus gekommen.

(dpa)
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