Afghanistan Mann schneidet Ehefrau Nase ab

Kabul · Im Norden Afghanistans hat ein Mann nach häuslichem Streit seiner Frau die Nase abgeschnitten. Die 22-Jährige kam nach großem Blutverlust ins Krankenhaus, wie Ärzte im Ort Maymana am Dienstag mitteilten.

Die Patientin sollte möglichst zur weiteren Behandlung in die Türkei gebracht werden, sagte Direktorin Fausia Salimi. Der 25-jährige Ehemann floh aus dem Dorf und wird nach Salimis Worten sowohl von der Polizei als auch von den Taliban gesucht. Die radikalen Islamisten haben nach Angaben des Rats der Provinz Fajab die Kontrolle über die Region, in der das Paar lebte. Taliban-Sprecher Sabihulla Mudschahid sagte, sobald der Mann gefunden sei, werde mit ihm "entsprechend der Scharia verfahren".

Das Schicksal einer Frau sorgt landesweit für Entsetzen. Menschenrechtsaktivisten forderten am Dienstag eine harte Bestrafung für die "barbarische Tat". Solche "brutalen und barbarischen Taten" müssten streng geahndet werden, sagte die Menschenrechtsaktivistin Alema in Kabul der Nachrichtenagentur AFP.

Das Foto von der entstellten jungen Frau löste einen Aufschrei der Empörung in sozialen Netzwerken aus. Ihr Mann habe ihr die Hände gefesselt und ihr die Nase abgeschnitten, berichtete Gul einem AFP-Reporter im Krankenhaus. "Er hat mich oft gequält", fügte die junge Frau mit schwacher Stimme hinzu, neben sich ihr einjähriges weinendes Baby.

Nach Angaben örtlicher Behördenvertreter müsste Guls Gesicht mithilfe von plastischer Chirurgie wiederhergestellt werden. Dies sei jedoch im örtlichen Krankenhaus nicht möglich. Gul wurde als Jugendliche mit ihrem Mann zwangsverheiratet. Nach eigenen Angaben wurde sie regelmäßig von ihm misshandelt. Daraufhin sei sie zu ihren Eltern geflohen, die in einer von den radikalislamischen Taliban kontrollierten Gegend leben.

Dort hätten die Aufständischen in einem Mediationsversuch ihren arbeitslosen Ehemann auf den Koran schwören lassen, dass er sie nicht mehr verletzen werde, berichtete Gul weiter. Doch kurz nachdem sie zu ihm zurückgekehrt sei, habe er ihr die Nase abgeschnitten. Der Mann soll in eine von den Taliban kontrollierte Gegend geflohen sein.

Der Fall aus der nordwestlichen Provinz Farjab lenkt einmal mehr die Aufmerksamkeit auf die nach wie vor weit verbreitete Gewalt gegen Frauen in Afghanistan. Es gäbe solche Vorfälle nicht, wenn die Regierung in Kabul Angriffe auf Frauen hart bestrafen würde, kritisierte die Aktivistin Alema.

"Entsetzliche Fälle wie dieser gibt es allzu oft in Afghanistan", sagte Heather Barr von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch AFP. Der "Grad der Straflosigkeit" für Gewalt gegen Frauen ermutige manche Männer, "weiter so zu tun, als seien Frauen ihr Eigentum und Gewalt ihr Recht".

Im November war eine etwa 20 Jahre alte Frau in der zentralen Provinz Ghor wegen Ehebruchs gesteinigt worden. Auf einem Video der Hinrichtung war zu sehen, wie Männer Steine auf das in einem Erdloch sitzende Opfer werfen. Im März 2015 wurde eine Frau mitten in Kabul verprügelt und dann angezündet, weil ihr fälschlicherweise vorgeworfen worden war, sie habe einen Koran verbrannt.

(felt/ap/AFP)
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