Notlandung in Kenia Keine Bombe an Bord von Air France-Maschine

Mombasa/Paris · Ein Gegenstand mit einer Art Zeitschaltuhr sorgt an Bord eines Passagierflugzeugs für Alarm. Der Flieger landet auf dem nächsten Flughafen und wird über Notrutschen evakuiert.

Bombe an Bord? Air France-Flug landet in Kenia not
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Air France-Maschine wegen möglicher Bombe notgelandet

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Ein Air-France-Flugzeug mit 473 Insassen ist wegen einer Bombenattrappe auf der Bordtoilette in Kenia notgelandet. "Es handelt sich um einen falschen Alarm", sagte Air-France-Chef Frédéric Gagey am Sonntag in Paris. Er beschrieb das hinter einem Spiegel deponierte Objekt unter Verweis auf ihm vorliegende Fotos als Ensemble aus Karton, Papier und "einem System, das an einen Küchenwecker erinnert".

"Alle Informationen, über die wir zu diesem Zeitpunkt verfügen, deuten darauf hin, dass das Objekt nicht in der Lage war, eine Explosion auszulösen", sagte Gagey. Es sei kein Sprengstoff gefunden worden. "Wir wissen natürlich nicht, wer das gefertigt hat."

Die Boeing 777 mit 459 Passagieren und 14 Besatzungsmitgliedern war auf dem Weg von Mauritius nach Paris, als der Gegenstand hinter dem Spiegel einer Bordtoilette gefunden wurde. Der Langstreckenjet landete daraufhin kurz nach Mitternacht Ortszeit am Sonntag auf dem nächsten Flughafen, in der Hafenstadt Mombasa. Alle Passagiere wurden über Notrutschen aus dem Flugzeug gebracht, wie Air France mitteilte.

Kenianische Fachleute entfernten den verdächtigen Gegenstand; er wurde nach Angaben des kenianischen Polizeichefs Joseph Boinnett von Sprengstoffexperten untersucht. Das Innenministerium in Nairobi erklärte am Nachmittag über Twitter, die Untersuchung dauere noch an - zu den Ergebnissen äußerten die kenianischen Behörden sich zunächst nicht.

Innenminister Joseph Nkaissery erklärte, einige Passagiere seien nach der Evakuierung des Flugzeugs von der Polizei in drei Hotels befragt worden. Örtlichen Medienberichten zufolge konzentrierten sich die Ermittler auf zwei Verdächtige. Die Polizei bestätigte dies jedoch zunächst nicht.

Gagey sagte, das Kabinenpersonal habe vor dem Start auf Mauritius alle Schränke der Bordtoiletten kontrolliert. Der Gegenstand bestehe aus Dingen, die normalerweise nicht an Bord zu finden seien. "Wir werden natürlich Anzeige erstatten für diese dummen, schädlichen und absolut inakzeptablen Taten", sagte Gagey.

Frankreich ist seit langem im Visier islamistischer Terroristen. Seit den blutigen Anschlägen von Paris am 13. November wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In den vergangenen Wochen wurden mehrfach Air-France-Maschinen nach anonymen Drohungen umgeleitet. Zwei Flugzeuge auf dem Weg aus den USA nach Paris legten nach Drohanrufen Mitte November außerplanmäßige Stopps in Salt Lake City beziehungsweise im kanadischen Halifax ein. Am 7. Dezember landete eine weitere Maschine auf dem Weg von San Francisco nach Paris in Montreal - auch hier nach einer anonymen Drohung.

Air France schickte eine Ersatzmaschine nach Mombasa, mit der die Passagiere von Flug AF 463 noch am Sonntagabend nach Paris aufbrechen sollten. Der Fluggast Benoît Lucchini schilderte in einem vom französischen Fernsehsender BFMTV ausgestrahlten Interview, dass die Fluggäste plötzlich gemerkt hätten, wie die Maschine in den Sinkflug ging. "Wir wussten nicht, was wirklich los war", sagte Lucchini.

Es sei von einem technischen Problem die Rede gewesen. Das Kabinenpersonal habe vorbildlich dafür gesorgt, dass keine Unruhe aufgekommen sei. Nach dem Zwischenfall in Mombasa blieb der Flughafen der Hafenstadt zunächst für einige Stunden gesperrt.

Der Inselstaat Mauritius liegt im Indischen Ozean rund 1000 Kilometer östlich von Madagaskar. Er ist bei Franzosen ein beliebtes Urlaubsziel, auch weil ein großer Teil der Bevölkerung dort Französisch spricht.

(lsa/dpa)
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