Angriffe auf Gefängnisse im Irak Al Qaida befreit Hunderte Häftlinge

Bagdad · Nach Angriffen auf zwei irakische Hochsicherheitsgefängnisse sind 500 bis 1000 Gefangene entkommen. Das bestätigte der Rechtsanwalt und Parlamentsabgeordnete Hakim al-Samli am Montag in Bagdad.

Kämpfer der irakischen Al-Qaida-Organisation hatten die stark gesicherte Haftanstalt Abu Ghoreib, 30 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt, und das Gefängnis in Tadschi im Norden von Bagdad mit Mörsern, Panzerfäusten und Schusswaffen angegriffen. Bei den stundenlangen Kämpfen um die Gefängnisse wurden nach Angaben der irakischen Behörden mindestens 36 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

In Abu Ghoreib sind auch mutmaßliche und verurteilte Terroristen inhaftiert, darunter zum Tode verurteilte Angehörige von Al-Qaida-nahen Gruppen. Unter den freigekämpften Gefangenen seien vier Top-Häftlinge der irakischen Al Qaida gewesen, hieß es. Die Behörden in Bagdad leiteten eine umfassende Suche nach den entflohenen Gefangenen ein. Nach Ansicht von Beobachtern war es die massivste Al-Qaida-Aktion im Irak seit vielen Jahren.

In ersten Mitteilungen der irakischen Sicherheitsbehörden hatte es geheißen, der Angriff in der Nacht zum Montag sei von den Wachmannschaften zurückgeschlagen worden. Erst der Abgeordnete Al-Samli, Mitglied des Sicherheitsausschusses des Parlaments, machte die Massenflucht publik. Nach seien Worten gab es bei der Führung und Sicherung der Gefängnisse schwere Versäumnisse, Verantwortliche müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Die beiden Gefängnisse wurden nahezu zeitgleich angegriffen. Die Al-Kaida-Kämpfer leiteten die Offensive mit jeweils mehreren Autobomben- und Selbstmordattentaten vor den Toren der Haftanstalten ein. Dann nutzten sie das Chaos, um die Gebäudekomplexe mit Mörsern, Panzerfäusten und Schusswaffen zu stürmen. Der irakische Al-Qaida-Führer Abu Bakr al-Bagdadi hatte vor einem Jahr angekündigt, dass die Terrororganisation den Schwerpunkt ihrer Attacken auf das Justizsystem legen werde, um "muslimische Gefangene zu befreien".

Das Gefängnis in Abu Ghoreib hat eine lange Tradition als Ort des Unrechts und des Schreckens. Unter der Diktatur von Saddam Hussein waren hier Tausende politische Häftlinge gefoltert und getötet worden. Unter der US-Besatzung nach dem Sturz von Saddam 2003 wurden mutmaßliche irakische Aufständische misshandelt und zum Teil sexuell missbraucht. Von den Tätern selbst angefertigte Fotos für den Privatgebrauch, die an die Öffentlichkeit drangen, hatten damals einen weltweiten Skandal verursacht. Nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak ging Abu Ghoreib an den irakischen Strafvollzug über.

Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Norden des Iraks wurden mindestens 15 Menschen getötet, unter ihnen neun Soldaten. Weitere 21 Menschen wurden am Montag bei einer Explosion in der Stadt Mossul verletzt, bestätigten die Behörden in Bagdad.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort