Afrika-Reise Alle haben Angst, nur der Papst nicht

Nairobi · Trotz anhaltender Gewalt zwischen Christen und Muslimen hält Franziskus am Besuch in der Zentralafrikanischen Republik fest.

 Der Papst in Afrika.

Der Papst in Afrika.

Foto: dpa, dsn cv jak

Wenn Papst Franziskus sich unter das Volk begibt, dann ist immer auch ein großgewachsener Mann mit kahlem Kopf und randloser Brille in seiner unmittelbaren Nähe. Domenico Giani (53) ist Chef der Vatikan-Gendarmerie und oberster Leibwächter Seiner Heiligkeit. In diesen Tagen, auf der ersten Afrikareise von Papst Franziskus, ist Gianis Aufmerksamkeit besonders gefordert. Während Franziskus erst am Mittwoch aus Rom nach Kenia flog, treibt sich der Italiener Giani schon seit einer Woche zur Vorbereitung auf dem Kontinent herum. Insbesondere die Reise in die Zentralafrikanische Republik macht den Sicherheitsleuten des Papstes Sorgen. Franziskus plant dort am Sonntag und Montag seinen Afrikabesuch abzuschließen.

Heute will Franziskus am Rande Nairobis den Kangemi-Slum besuchen, in dem 600.000 Menschen ohne fließendes Wasser und Toiletten leben, bevor er weiter nach Uganda reist. Gestern war der Papst bei einer Freiluftmesse auf dem Campus der Universität Nairobi vor etwa einer Million Gläubigen zu sehen, wie er ohne kugelsichere Weste und im ungepanzerten Papamobil die Menge grüßte. Insgesamt sollen 15.000 Sicherheitskräfte in Kenia während des Papstbesuchs im Einsatz gewesen sein. Die Afrikareise, die Franziskus nach eigenem Bekunden viel bedeutet, ist eine Fahrt an die Peripherie.

Die Themen der Reise deutete der 78-Jährige bereits in den ersten beiden Tagen an. Es geht um eine Botschaft des Friedens zwischen Christen und Muslimen, die sich insbesondere in Kenia und in der Zentralafrikanischen Republik bekriegen, mit zahlreichen Todesopfern. In Nairobi traf Franziskus mit den Vertretern verschiedener Religionen zusammen. Es geht um Toleranz, eine Botschaft, die insbesondere die Verfolgung von Homosexuellen in Uganda betreffen könnte. Außerdem steht der Erhalt der Schöpfung und die "Sensibilität für das Verhältnis zwischen Mensch und Natur" im Fokus, wie Franziskus bei einer Ansprache betonte. Schließlich will der Papst die Dynamik der katholischen Kirche in Afrika weiter anschieben, die nirgends so viel Zulauf hat wie hier. Über allen Fragen schwebt der Sicherheitsaspekt. Ob er Angst hat, wurde Franziskus von Journalisten im Flugzeug gefragt. "Nur vor den Mücken", antwortete er.

Insbesondere die letzte Etappe ist aus Sicherheitsgründen so kritisch, dass Programmänderungen bis zum letzten Moment möglich sind. Wie es heißt, wurde Franziskus sogar dringend von der Fahrt in die Zentralafrikanische Republik abgeraten, die nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern auch von Gewaltexzessen zwischen christlichen und muslimischen Milizen geprägt ist. Etwa eine Million Menschen sollen auf der Flucht sein. Am Sonntag will Franziskus ein Flüchtlingslager besuchen sowie die Heilige Pforte in der Kathedrale der Hauptstadt Bangui im Hinblick auf das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eröffnen. Am Montag ist der Besuch in der größten Moschee der Stadt geplant, die in einer "No-Go-Zone" liegt.

Französische Sicherheitsdienste warnten den Vatikan vor der Abreise des Papstes vor Attentaten in Bangui. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass Domenico Giani dem Papst von dem einen oder anderen Besuch noch kurz vorher abrät. Franziskus hingegen zeigt sich fest entschlossen. Wie die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" berichtet, hätte der Kapitän des päpstlichen Flugzeugs Franziskus versichert, alles dafür zu tun, die Maschine in der Zentralafrikanischen Republik zu landen. Der Papst soll im Scherz geantwortet haben: "Ich will nach Zentralafrika. Wenn ihr es nicht schafft, gebt mir einen Fallschirm."

(RP)
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