"Preis für richtige Lebensführung" Alternativer Nobelpreis ehrt Kämpfer für Menschenrechte

Stockholm · Mit dem Alternativen Nobelpreis sollen diejenigen ausgezeichnet werden, die bei den offiziellen Nobelpreisen oft durchs Raster fallen: Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden mit weniger Lobby. In diesem Jahr erhalten vier Frauen und Männer aus Indien, Aserbaidschan, Äthiopien und den USA den Preis.

Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 an Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden vergeben. Die Auszeichnung ist jeweils mit 105.000 Euro dotiert und heißt offiziell Right Livelihood Award, was so viel bedeutet wie "Preis für die richtige Lebensführung". Geehrt werden "mutige Menschen und Organisationen, die praktische Lösungen für globale Probleme gefunden haben".

  • Robert Bilott (USA)

Der Umweltrechtler vertrat in einem 19 Jahre dauernden Rechtsstreit 70.000 Menschen im Umkreis von Parkersburg (US-Bundesstaat West Virginia), deren Trinkwasser mit Perfluoroctansäure (PFOA) verseucht worden war. Der 52-Jährige trat dabei gegen den US-amerikanischen Chemie-Giganten DuPont an. Er erstritt nicht nur eine Entschädigung für seine Mandanten, sondern drängt seitdem auch auf eine bessere Regulierung giftiger Chemikalien. Der Fall brachte laut Right Livelihood Stiftung zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse über PFOA und führte letztlich dazu, dass die Produktion der gesundheitsschädlichen Chemikalie weltweit nach und nach eingestellt wird.

  1. Colin Gonsalves (Indien)

Der 1952 geborene Inder gilt als einer der erfolgreichsten Menschenrechtsanwälte. Er ist Rechtsanwalt am Obersten Gerichtshof Indiens und gründete 1989 das Human Rights Law Network. Das Netzwerk vertritt Arme, Slumbewohner, Flüchtlinge und moderne Sklaven vor Gericht. 2001 erstritt Gonsalves das "Recht auf Nahrung" und damit kostenlose Schul-Mittagessen und eine Subventionierung von Getreide für 400 Millionen arme Inder. Gonsalves und sein Netzwerk erreichten auch, dass private Krankenhäuser Opfer von Säureattacken kostenlos behandeln müssen. Laut Right Livelihood Stiftung ist es ihr Prinzip, niemals einen armen Klienten abzuweisen.

  1. Khadija Ismayilova (Aserbaidschan)

Für die 41 Jahre alte Investigativjournalistin gibt es bei ihren Recherchen im autoritär geführten Aserbaidschan kein Tabuthema. Sie deckte auf, wie sich die Familie von Präsident Ilham Aliyev in der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik bereicherte. Oft wurde Ismayilova die Arbeit erschwert. Sie wurde mit der Veröffentlichung von Sex-Videos erpresst und 2014 festgenommen. Wegen Steuerhinterziehung wurde sie zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, nach einiger Zeit aber auf Bewährung freigelassen. Diese Einschüchterungen seien kein Einzelfall, sagte sie später. In der "Süddeutschen Zeitung" schrieb sie Anfang September: "Das Entführen und Zusammenschlagen von Journalisten ist in Aserbaidschan zur Routine geworden."

  1. Yetnebersh Nigussie (Äthiopien)

Die 35-jährige Rechtsanwältin setzt sich in ihrer Heimat Äthiopien, aber auch weit darüber hinaus für die Rechte von Behinderten und inklusive Bildung ein. Sie ist selbst seit ihrem sechsten Lebensjahr blind. Dadurch entkam sie laut Right Livelihood Stiftung einer frühen Heirat und konnte auf eine Blinden-Schule gehen. Nigussie gehört zu den Mitbegründern des äthiopischen Zentrums für Behinderung und Entwicklung und arbeitet als Inklusionsbeauftragte für die Nichtregierungsorganisation "Light for the world".

Mit ihrer mutigen Arbeit begegneten die Preisträger einigen der weltweit drängendsten Herausforderungen, erklärte der Direktor der Right Livelihood Award Stiftung, Ole von Uexküll. "In einer Zeit der alarmierenden Rückschläge für die Demokratie zeigen uns ihre Erfolge den Weg zu einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt für alle."

(wer/dpa)
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