Abgestürzter Air-France-Airbus Angehörige der Opfer klagen an

Paris (RP). Hinweise verdichten sich, dass defekte Tempo-Sensoren den Air-France-Airbus A330 zum Absturz gebracht und 228 Menschen das Leben gekostet haben. Hinterbliebene der Opfer werfen der Airline nun Verschleierungstaktik vor.

 Bernd Gans mit einem

Bernd Gans mit einem

Foto: ddp, ddp

Immer mehr Angehörige der Passagiere der Air-France-Unglücksmaschine werden bald traurige Gewissheit über das Schicksal ihrer Verwandten und Freunde bekommen: 29 tote Passagiere wurden bis gestern Abend im Atlantik gefunden. 16 Leichen wurden per Schiff zur Insel Fernando de Noronha gebracht.

Von dort aus sollen sie in das gerichtsmedizinische Institut der Küstenstadt Recife auf dem Festland gebracht werden. Die internationale Polizeibehörde Interpol wird bei der Identifizierung der geborgenen Leichen helfen. Damit solle sichergestellt werden, dass diese "verlässlich, in Würde und schnell" erfolgen könne, hieß es. Die übrigen Opfer würden "zu gegebener Zeit" ebenfalls nach Recife gebracht, teilte die Luftwaffe mit.

Atom-U-Boot "Emeraude" kommt Ende der Woche

Inzwischen wurde auch das Seitenleitwerk der abgestürzten Maschine gefunden. Videoaufnahmen der brasilianischen Luftwaffe zeigen das Leitwerk mit den blau-roten Streifen von Air France noch in seiner charakteristischen Dreiecksform und offenbar ohne Brandspuren.

Offenkundig wurde es in einem Stück vom Rumpf abgetrennt. Dies deutet einem US-Experten für Flugzeugabstürze, William Waldock, zufolge darauf hin, dass die Maschine in der Luft auseinandergebrochen sei. Wenn sie intakt auf dem Meer aufgeschlagen wäre, gäbe es nur Trümmerstücke.

Mit dem Fund des Seitenleitwerks und weiterer Leichen lässt sich auch das Seegebiet eingrenzen, in dem Daten- und Stimmrekorder der Unglücksmaschine womöglich zu finden sind. Die beiden Blackboxen sind im Flugzeug in der Nähe der Leitwerke eingebaut.

An der Suche nach ihnen soll sich gegen Ende der Woche auch das französische Atom-U-Boot "Emeraude" beteiligen. Sobald die Geräte geortet wurden, soll versucht werden, sie mit U-Booten des Forschungsschiffs "Pourquoi Pas" zu bergen.

Anwaltskanzleien habe Arbeit bereits aufgenommen

Angesichts der nur schleppend vorangehenden Aufklärungsarbeit wächst bei den Hinterbliebenen der Opfer die Wut. Es sei unerträglich, die Öffentlichkeit "mit absolut unglaubwürdigen Argumenten wie Blitzschlag oder ,zwei Gewitter haben sich zu einem Tropengewitter bisher nie gekannter Stärke innerhalb kürzester Zeit zusammengeballt' von den eigentlichen Ursachen abzulenken", sagte Bernd Gans, dessen 31-Jährige Tochter bei dem Absturz ums Leben kam, der Zeitschrift "Bunte".

Gans, Vorsitzender der Interessengemeinschaft des deutschen Werkflugverkehrs, erwägt eine Strafanzeige gegen die Fluggesellschaft wegen fahrlässiger Tötung. Er habe zwar noch keine konkreten juristischen Schritte eingeleitet, denke aber "ernsthaft" darüber nach, sagte er. In den USA sind internationale Anwaltskanzleien bereits dabei, Klagen gegen Air France vorzubereiten, berichtete die "Bild"-Zeitung.

Für die 28 deutschen unter den insgesamt 228 Opfern gibt es einen zentralen Ökumenischen Gottesdienst am Samstag in Düsseldorf. Die Veranstaltung, zu der die evangelische und katholische Notfallseelsorge in Deutschland einladen, findet unter Beteiligung von Präses Nikolaus Schneider und Weihbischof Dr. Rainer Woelki um 11 Uhr in der Johanneskirche, Martin-Luther-Platz statt. Angehörige aus ganz Deutschland sollen ihre Teilnahme bereits zugesagt haben.

(RP)
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