Entwarnung in Frankreich Atomaufsichtbehörde erklärt Unfall für beendet

Nîmes · Die französische Atomaufsichtsbehörde (ASN) hat den Unfall in der südfranzösischen Anlagen Marcoule am Montagnachmittag offiziell für beendet erklärt. "Dieser Unfall bedeutet keine Radioaktivität und keine Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung", teilte die ASN mit, die ihren Krisenstab wieder auflöste.

 Die Anlage des Atomkraftwerks von Marcoule in Chusclan (Frankreich), aufgenommen am 30.03.2011. Auf dem Gelände hat sich am Montag eine Explosion ereignet. Es bestehe die Gefahr, dass aus der Anlage bei Marcoule im Rhônetal Radioaktivität austrete.

Die Anlage des Atomkraftwerks von Marcoule in Chusclan (Frankreich), aufgenommen am 30.03.2011. Auf dem Gelände hat sich am Montag eine Explosion ereignet. Es bestehe die Gefahr, dass aus der Anlage bei Marcoule im Rhônetal Radioaktivität austrete.

Foto: EPA, dpa

Die Explosion in einem Verbrennungsofen habe ein Feuer entfacht, das gegen 13.00 Uhr unter Kontrolle gewesen sei. Das Gebäude, in dem der Ofen stand, sei nicht beschädigt worden. Die vier Verletzten, von denen einer schwere Verbrennungen erlitt, seien nicht radioaktiv verstrahlt worden. Auch außerhalb des Gebäudes sei keine Radioaktivität gemessen worden. Nun solle untersucht werden, wie es zu dem Unfall kam.

Ein Mensch war bei dem Unfall ums Leben gekommen. Seine Leiche soll nach französischen Medienberichten stark verkohlt gewesen sein. Eine Person wurde schwer verletzt per Hubschrauber in eine Spezialklinik nach Montpellier geflogen, drei leicht Verletzte in Bagnols-sur-Cèze behandelt.

Laut französischen Medien handelte es sich bei dem Material in der Atomanlage um schwach strahlendes und sehr schwach strahlendes Material. Die Anlage in der Nähe von Avignon liegt rund 600 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Regierungsquellen zufolge könnte es sich um menschliches Versagen handeln. Es könne sich aber auch um ein Wasserleck handeln, was mit dem radioaktiven Metall reagiert habe, wodurch es zu der Explosion gekommen sein könnte. Der Betreiber der Anlage selbst spricht gegenüber dem französischen Fernsehsender TF1 von einem Industrie- und nicht von einem nuklearen Unfall, weil in dieser Anlage zwei unterschiedliche Arten von Abfall verbrannt bzw. wiederaufbereitet werden. Das sind zum einen metallische Abfälle, zum anderen brennbare Materialen wie Arbeitskleidung.

Die Betriebsärztin der Anlage sagte gegenüber Europe1: "Das ist das erste Mal, dass uns das in 15 Jahren passiert ist. Wir sollten nicht in Panik verfallen. Wir wurden gebeten, uns in den Gebäuden einzuschließen."

Französische Medien: Ein Todesopfer

Infolge der Explosion war nach dem Vorfall eine Schutzzone eingerichtet worden. Die Regionalzeitung "Midi Libre" berichtete, dass im Umkreis der Atomanlage keine weiteren Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden.

Die Anlage wird zum Teil von dem staatlichen Atomkonzern Areva für die Aufarbeitung abgebrannter Uran-Brennstäbe genutzt, aus denen in Öfen das Uran-Plutonium-Gemisch MOX produziert wird. Avignon ist eine Gemeinde in der Provence und liegt im Süden Frankreichs.

Frankreich ist mit 58 Reaktoren der größte Atomstromproduzent Europas. Auch nach dem Unglück von Fukushima hält die Regierung an der Atomkraft fest und verweist auf die Sicherheit französischer Atomkraftwerke. Vor einem halben Jahr war in Japan nach einem Erdbeben und Tsunami das Atomkraftwerk in Fukushima havariert. Dabei waren große Mengen an Radioaktivität ausgetreten.

Die Explosion in der Atomanlage hat auch die deutschen Stromerzeuger getroffen. Nach Bekanntwerden des Unfalls sackten die Aktien der beiden großen deutschen Versorger Eon und RWE zwischenzeitlich auf neue Jahres-Tiefststände ab. Bereits zuvor waren die beiden Papiere in einem nervösen Umfeld wie die anderen Dax-Titel mit Abschlägen gehandelt worden.

(AFP/RTR/jre/nbe/das/RPO)
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