Haus von Pharma-Manager angezündet Attacken auf Novartis-Chef: Tierschützer unter Verdacht

Basel (RPO). Unbekannte machen Hatz auf Daniel Vasella, Chef des Pharmakonzerns Novartis. Bereits seit Monaten plagen Kriminelle den Manager mit Vandalismus und Sachbeschädigung. Jetzt ging Vasellas Tiroler Jagdhütte in Flammen auf. Militante Tierschützer werden für die Taten verantwortlich gemacht.

 Daniel Vasella gibt die operative Leitung von Novartis ab.

Daniel Vasella gibt die operative Leitung von Novartis ab.

Foto: FILES, AFP

Daniel Vasella ist nicht zu beneiden. Unbekannte haben auf das unbewohnte Jagdhaus des Chefs des Schweizer Pharmakonzerns Novartis einen Brandanschlag verübt. "Es handelt sich um Brandstiftung mit einem professionellen Brandbeschleuniger", bestätigte das Unternehmen am Dienstag Berichte von "Tages-Anzeiger" und "Blick". Das Feuer am Haus war in der Nacht auf Montag gelegt und von einem Nachbarn um 03.30 Uhr gemeldet worden. Die geschindelte Fassade wurde dabei schwer beschädigt.

Bereits in der Vorwoche hatten es Unbekannte auf Vasella abgesehen: Nachts schändeten sie das Grab seiner Mutter in Chur. Die Urne der 2001 verstorbenen Frau wurde ausgegraben und entwendet. Hier gibt es jedoch einen konkreten Verdacht: Auf den Grabstein wurde die Parole "Drop HLS Now" gesprayt. HLS ist das britische Laborunternehmen Huntington Life Sciences.

Gegen das Labor, das im Auftrag der Pharmaindustrie Tierversuche durchführt, geht die militante britische Tierschutzorganisation Stop Huntington Animal Cruelty (SHAC) bereits seit einiger Zeit vor. SHAC fordert die Schließung des Unternehmens. Auch der Gewaltakt in Tirol wird der Gruppierung zugeordnet. Die Polizei wollte sich allerdings nicht nur auf eine Ermittlungsrichtung festlegen.

Keine Einzelfälle

Bei den Vorkommnissen scheint es sich nicht um Einzelfälle zu handeln. Schweizer Medien berichten, dass in den letzten Jahren wiederholt Autos von Mitarbeitern und eine firmeneigene Sportanlage in Brand gesteckt worden seien. Ein Manager sei zudem durch Graffiti in seinem Heimatort des Kindesmissbrauchs bezichtigt worden. Novartis selbst gab bekannt, dass sich die Fälle von Beschädigungen an Autos und Häusern von Novartis-Mitarbeitern oder an Novartis-Einrichtungen in letzter Zeit "eher gehäuft" hätten. Die ersten Vorfälle sind bereits seit 2003 bekannt.

Oftmals macht die Polizei die Vorfälle nicht publik, um den Tätern keine Plattform zu bieten. Das Gewaltpotenzial der Täter ist jedoch bekannt: Brian Cass, Chef der Huntington Life Science, wird nach eigenen Angaben bereits seit Jahren terrorisiert. Einmal schlugen ihn Unbekannte krankenhausreif.

Der Brand in Tirol stellt auch für die Schweizer Polizei eine neue Qualität dar. "Wir nehmen die Bedrohungslage sehr ernst. Aufgrund der aktuellern Vorkommnisse ist das Thema auf der Prioritätenliste nach oben gerutscht", sagte ein Sprecher der Basler Polizei zu "Blick".

SHAC verweist auf Einzeltäter

SHAC selbst wies die Vorwürfe zurück. "Das ist nicht wahr", erklärte SHAC-Mitarbeiterin Debbie Vincent auf Anfrage. Es sei seltsam, dass Novartis die Urheber kenne, die Schweizer Behörden dagegen nicht. Es sei möglich, das ein einzelner Tierversuchsgegner hinter den Anschlägen stehe. SHAC habe aber nur gegen Novartis-Einrichtungen demonstriert.

Pikant: Novartis selbst unterhält nach einem Bericht der Nachrichtenagentur SDA bereits seit einiger Zeit keine Geschäftsbeziehungen mehr zu Huntington Life Sciences. Das Unternehmen selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mit Agenturmaterial.

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