Keine Hinweise auf Komplizen Attentäter in Frankreich verübte Anschlag alleine

Saint-Quentin-Fallavier · Ein grausamer Anschlag mit offenbar islamistischem Hintergrund hat Frankreich erschüttert. Ein Angreifer attackierte am Freitag ein Gaslager nahe der ostfranzösischen Stadt Lyon, nachdem er Ermittlern zufolge vermutlich seinen Arbeitgeber enthauptet und den Kopf am Zaun des Geländes befestigt hatte.

Frankreich: Toter bei Anschlag in Fabrik in Saint-Quentin-Fallavier
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Ein Toter bei Terroranschlag in Frankreich

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Der mutmaßliche Attentäter, ein muslimischer Familienvater aus der Region, konnte festgenommen werden. Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem Terroranschlag. Der Anschlag wurde kurz nach halb zehn Uhr morgens auf die auf Gasprodukte spezialisierte Firma Air Products in Saint-Quentin-Fallavier nahe Lyon verübt. Der als Yassin Salhi identifizierte Angreifer gelangte zunächst problemlos auf das Gelände - als Angestellter einer Transportfirma hatte er immer wieder Lieferungen zum Lager gebracht.

Auf dem Gelände raste der 35-Jährige mit seinem Lieferwagen in einen Hangar voller Gasflaschen, es kam zu einer heftigen Explosion. Alarmierte Feuerwehrleute konnten den Mann in einem zweiten Hangar überwältigen, als er gerade mit Azeton gefüllte Flaschen öffnete, um eine weitere Explosion zu verursachen. Den Feuerwehrleuten rief er noch "Allahu Akbar" (Allah ist der Größte) entgegen.

Am Anschlagsort machte die Polizei einen grausigen Fund: Nahe des Kleintransporters lag die enthauptete Leiche eines Mannes und ein Messer. Den abgetrennten Kopf fanden die Polizisten am Zaun der Industrieanlage befestigt, neben zwei islamistischen Flaggen. Es war das erste Mal, dass ein Mensch in Frankreich bei einem offenbar islamistischen Anschlag enthauptet wurde. In Syrien und im Irak verübt die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) häufiger solche Gräueltaten.

Das Opfer war der Arbeitgeber des mutmaßlichen Angreifers und Chef der Transportfirma. Wann und wo genau der 54-Jährige ermordet wurde, war nach Angaben von Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins zunächst unklar. Salhi war beim Angriff demnach alleine und hatte keine Komplizen bei sich. Es gab aber drei weitere Festnahmen: In Polizeigewahrsam genommen wurden Salhis Frau, seine Schwester und ein weiterer Verdächtiger, zu dem Molins keine Angaben machte.

Der festgenommene Tatverdächtige war den Sicherheitsbehörden wegen "Radikalisierung" bekannt, wie Innenminister Bernard Cazeneuve am Anschlagsort sagte. Der Mann habe Verbindungen zur "salafistischen Bewegung" gehabt. 2006 sei er auf eine Liste der Sicherheitsbehörden gesetzt, 2008 aber wieder aus dem Register gestrichen worden. Vorstrafen habe der 35-jährige Yassin Salhi keine. Staatsanwalt Molins sagte, zwischen 2011 und 2014 sei Salhi den Geheimdiensten immer wieder wegen Kontakten zur Salafisten-Szene von Lyon aufgefallen.

Frankreichs Staatschef François Hollande sprach von einem "terroristischen" Anschlag und rief die höchste Terrorwarnstufe für die ostfranzösische Region Rhône-Alpes aus. Die für den Anschlag verantwortlichen "Gruppen und Personen" müssten "ausradiert" werden. Seine Teilnahme am EU-Gipfel in Brüssel kürze er ab und hielt in Paris eine Sitzung des Verteidigungskabinetts ab.

Bei dem Anschlag gab es anders als zunächst erklärt keine Verletzten, wie Staatsanwalt Molins hervorhob. 13 der 43 Menschen auf dem Gelände hätten aber einen Schock erlitten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich von dem Anschlag "tief erschüttert". Die Geschehnisse weckten schreckliche Erinnerungen an die Attentate von Paris im Januar dieses Jahres, schrieb sie in einem Kondolenztelegramm an Hollande.

Frankreich war erst vor knapp einem halben Jahr durch die islamistische Anschlagsserie von Paris erschüttert worden: Im Januar töteten drei Islamisten bei Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo", auf eine Polizistin und auf einen jüdischen Supermarkt im Großraum Paris insgesamt 17 Menschen.

Der Anschlag auf das Gaslager nahe Lyon ereignete sich nun am selben Tag wie weitere verheerende Attentate in anderen Ländern: Bei Anschlägen in Tunesien und Kuwait wurden am Freitag dutzende Menschen getötet.

(AFP)
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