Tausende fliehen in Serbien und Bosnien Auf dem Balkan sterben 30 Menschen bei Jahrhundertflut

Belgrad · Bei der Jahrhundertflut auf dem Balkan sind bis Samstag mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden in Serbien und Bosnien-Herzegowina befürchten jedoch weitere Opfer in der unübersichtlichen Lage.

20 Menschen sterben durch schwere Überflutungen in Südosteuropa
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20 Menschen sterben durch schwere Überflutungen in Südosteuropa

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In Bussen, Booten und Hubschrauber wurden Zehntausende Menschen in Sicherheit gebracht. In Serbien wird für Sonntagabend eine neue Flutwelle erwartet. Das größte Kraftwerk des Landes ist in Gefahr.

Meteorologen zufolge ist dieses Hochwasser das schlimmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 120 Jahren. Innerhalb von drei Tagen sei so viel Niederschlag gefallen wie sonst in drei Monaten.
Luftaufnahmen zeigten, dass rund ein Drittel Bosniens - vor allem der Nordosten - derzeit einem verschlammten See gleicht. Ein Ministeriumssprecher erklärte, rund eine Million Menschen lebe in den betroffenen Gebieten.

Aus der ostbosnischen Stadt Bijeljina wurden den Angaben zufolge rund 10000 Menschen evakuiert, nachdem das Wasser des Flusses Sava die Flutbarrieren überspült hat. In Bosnien starben laut den Behörden zwölf Menschen. Mehr Leichen könnten entdeckt werden, wenn das Wasser zurückgeht. An einigen Orten stieg die Flut bis zur ersten Etage der Häuser.

Zudem wurden rund 300 Erdrutsche gezählt, Dutzende Häuser und Autos wurden verschüttet. "Die kommen völlig ohne Vorwarnung in ein paar Sekunden", sagte Fahrudin Solak vom Zivilschutz. Viele Menschen verloren die Häuser, die sie nach dem Balkankrieg in Bosnien von 1992 bis 1995 wieder aufgebaut hatten.

In Serbien nutzten Hilfsmannschaften und Soldaten Boote und Helikopter, um mehrere tausend eingeschlossene Menschen aus der Stadt Obrenovac nahe Belgrad zu retten. Die Fluten gefährden nun Serbiens größtes Kraftwerk. Das Land meldete acht Tote. Es werden noch weitere Opfer befürchtet. Ministerpräsident Aleksandar Vucic sagte, eine neue Flutwelle werde den Fluss Sava Sonntagabend erreichen.

Tausende Freiwillige sind dem Appell der Regierung gefolgt und bauen Deiche um die Städte, die in der Nähe des Flusses Sava liegen.
Tausende in beiden Staaten waren nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten.

Nach Angaben der Behörden wurden in Serbien bis Samstag mehr als 15000 Menschen evakuiert. Viele von ihnen wurden in Turnhallen und Schulen untergebracht. Sie berichten, dass das Wasser oft in Minuten angestiegen sei. "Es ist alles weg. Alles, wofür wir gearbeitet haben, unsere Tiere, alles", sagte eine weinende Frau dem Sender Studio B.

Sowohl Serbien als auch Bosnien hatten am Freitag um internationale Unterstützung gebeten. Die EU teilte mit, ihr Zivilschutz-Mechanismus sei aktiviert worden. Deutschland, Österreich, Bulgarien, Luxemburg und Slowenien boten Hilfe an. In Serbien beteiligte sich auch ein russisches Notfallteam an den Rettungseinsätzen.

Sogar der serbische Tennisstar Novak Djokovic, der derzeit bei den Italian Open in Rom antritt, rief über Twitter zur Hilfe auf. "Hilfe für alle! Lasst uns die Menschen in Gefahr unterstützen! Beteiligt Euch an der Hilfsaktion", schrieb er über den Kurznachrichtendienst.

(dpa)
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