Mali Spezialkräfte befreien mehr als 80 Geiseln

Bamako · Bei der Geiselnahme in einem Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako sind am Freitag mindestens drei Menschen getötet worden. Mehr als 80 der 170 Geiseln konnten befreit werden. Auch zwei Deutsche sind inzwischen in Sicherheit.

Bamako in Mali: Geiselnahme in Hotel
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Geiselnahme in Hotel im malischen Bamako

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Dies teilte Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Freitag während einer Afrika-Reise in Sambia mit. Ob sich noch weitere Deutsche in dem Hotel befinden, blieb zunächst unklar.

Damit sind noch etwa 90 Menschen in der Gewalt der Geiselnehmer, die das Hotel am Morgen mit dem arabischen Ruf "Gott ist groß" gestürmt hatten.

Einigen Gästen gelang beim Überfall die Flucht. Die Ivorerin Monique Kouame Affoue Ekonde sagte, sie und sechs weitere Personen seien von Sicherheitskräften ins Freie gebracht worden. Neben malischen Soldaten und Spezialkräften waren auch Mitglieder der UN-Mission in Mali (Minusma) und französische Soldaten der Operation "Barkhane" vor Ort, wie ein AFP-Fotograf berichtete.

Nach Angaben des Mutterkonzerns Rezidor hatten bewaffnete Angreifer in dem Hotel Radisson Blu 140 Gäste und 30 Angestellte in ihre Gewalt gebracht.

Bei den Tätern handele es sich um Dschihadisten, verlautete aus malischen Sicherheitskreisen. Wie viele internationale Gäste sich am Freitag in dem Gebäude aufhielten, blieb zunächst unklar. Das Auswärtige Amt hat bislang keine Hinweise, dass Deutsche von dem Angriff betroffen sind. "Wir haben keine Erkenntnisse, ob sich Deutsche unter den Geiseln befinden", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Freitag in Berlin. Ein Krisenstab sei mit den Ereignissen befasst und die deutsche Botschaft stehe in ständigem Kontakt mit den Sicherheitsbehörden vor Ort.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua befanden sich mindestens sieben Chinesen unter den Geiseln. Auch sechs Angestellte türkischer Fluggesellschaften seien unter den Hotelgästen, sagte ein türkischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Fünf von ihnen seien freigelassen worden, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Turkish Airlines fliegt drei Mal die Woche von Istanbul nach Bamako. Die Fluggesellschaft ist bekannt dafür, dass sie Ziele auch in gefährlichen Regionen ansteuert. So stehen auf dem Flugplan auch Kabul (Afghanistan), Bagdad (Irak) und Mogadischu (Somalia).

Als Reaktion auf den Angriff mutmaßlicher Dschihadisten auf ein Hotel in Bamako hat der Bundeswehrverband die Entsendung "kampfkräftiger" deutscher Truppen in das westafrikanische Land gefordert. "Der Terror-Akt von Bamako macht einmal mehr deutlich, dass sich der so genannte 'Ring of Fire' von Afghanistan über Jemen, Syrien und den Irak bis nach Afrika erstreckt", sagte der Bundesvorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, dem "Tagesspiegel".

"Für das künftige Engagement der Bundeswehr in Mali bedeutet das: Wir müssen robuste, kampfkräftige Truppen entsenden, um den Gefahren angemessen begegnen und erfolgreich sein zu können", fügte Wüstner hinzu. Die Angreifer stürmten am Freitag ein Hotel in Bamako und brachten dabei 170 Menschen in ihre Gewalt.

Die Bundeswehr beteiligt sich derzeit mit rund 220 Soldaten an zwei internationalen Militäreinsätzen in Mali; sie hat aber keinen Kampfauftrag, es geht hauptsächlich im Ausbildung und Transport. Die Bundesregierung plant derzeit eine Aufstockung der deutschen Beteiligung, um die französische Armee in Mali zu entlasten.

Der Angriff weckt Erinnerungen an einen ähnlichen Anschlag im August. Damals waren bei einer Geiselnahme und anschließenden Gefechten in einem bei Ausländern beliebten Hotel in der Stadt Sévaré 13 Menschen getötet worden, unter ihnen mehrere UN-Mitarbeiter. Zu dem Angriff bekannten sich damals malische Dschihadisten.

Das westafrikanische Mali mit seinen knapp 17 Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern der Welt (Rang 176 von 187 laut UN-Entwicklungsindex). Die durchschnittliche Lebenserwartung in dem westafrikanische Wüstenstaat liegt der Weltbank zufolge bei 55 Jahren (Deutschland: 81).

Seit einem Militärputsch vor dreieinhalb Jahren lassen radikale Islamisten und separatistische Tuareg-Rebellen das Land nicht zur Ruhe kommen. Nach dem Putsch hatten Islamisten den dünn besiedelten Norden Malis eingenommen. Erst mit Eingreifen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich konnten sie wieder zurückgedrängt werden.

Seit 2013 versuchen die Vereinten Nationen mit einer gut 11 000 Mann starken Blauhelmtruppe dort für Ordnung zu sorgen. Für die UN-Stabilisierungsmission Minusma ist auch die Bundeswehr mit mehr als 200 Soldaten in Mali im Einsatz, vor allem im Süden. In der Hauptstadt Bamako sind aktuell zudem rund 50 deutsche Soldaten als Teil der European Training Mission in Mali (EUTM Mali) stationiert. Weiterhin sorgen aber Islamisten und kriminelle Banden für eine angespannte Sicherheitslage und verwickeln die Regierungstruppen immer wieder in Kämpfe.

(felt/AFP/dpa/ap/)
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