Operation "Top Kill" läuft weiter Banges Warten auf Erfolgsmeldung

New Orleans (RPO). Banges Warten am Golf von Mexiko: Hat BP das Ölleck am Boden endlich verschließen können, oder geht die Ölpest ungebremst weiter? Auch fast 24 Stunden nach Beginn der Operation "Top Kill" stand am späten Donnerstagnachmittag (MESZ) noch nicht fest, ob die Abdichtung des Lecks mit Schlamm und Zement ein Erfolg war.

Das Schweröl erreicht die Küsten
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Das Schweröl erreicht die Küsten

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Zwar hat der Ölkonzern nach Angaben der US-Küstenwacht Fortschritte gemacht. Geschlossen sei das Leck aber noch nicht, erklärte Küstenwachtkommandeur Tony Russell.

Berichte, wonach Admiral Thad Allen, der die Operation überwache, erklärt habe, das Verfahren sei ein Erfolg, seien falsch. Der Schlamm habe den Ölaustritt offenbar etwas gebremst, sagte Russel. Es sei aber noch zu früh, um zu sagen, dass das Leck erfolgreich geschlossen worden sei. BP wollte später zum Fortgang des Unternehmens Stellung nehmen.

Mehtode gilt als riskant

Bei dem als "Top Kill" bezeichneten Verfahren wird Schlamm mit Zement unter hohem Druck in die undichte Stelle in 1.500 Metern Tiefe gepumpt werden. Die bislang nie am Meeresgrund erprobte Technik gilt als riskant: Geht etwas schief, können das Leck und damit die Katastrophe sogar noch vergrößert werden.

Derweil wird klar, dass die Ölpest im Golf von Mexiko noch weit schlimmer ist als befürchtet. Aus dem defekten Bohrloch fließt nach neuesten Angaben von US-Wissenschaftlern mindestens doppelt so viel Öl wie bislang angenommen. Die Direktorin des Geologischen Dienstes der USA, Marcia McNutt, erklärte am Donnerstag, zwei Gruppen von Forschern hätten mit unterschiedlichen Methoden versucht, die Menge des austretenden Öls abzuschätzen.

Sie seien zu dem Ergebnis gekommen, dass seit der Explosion der Bohrinsel am 20. April zwischen 64 und 148 Millionen Liter Rohöl ins Meer geflossen seien. Das ist bei weitem mehr als 1989 bei der "Exxon Valdez"-Katastrophe in Alaska (42 Millionen Liter).

Umgerechnet auf den Tag bedeuten die neuen Schätzung, dass zwischen 1,9 bis 3 Millionen oder sogar 3,8 Millionen Liter Öl binnen 24 Stunden aus dem Leck ins Meer fließen. Der Ölkonzern BP und die US-Küstenwacht sprachen bislang von rund 800.000 Litern.

Riesiger Ölschwaden unter der Meeresoberfläche entdeckt

Meeresforscher haben unterdessen im Golf von Mexiko einen neuen Ölschwaden mit gigantischen Ausmaßen unter der Wasseroberfläche entdeckt. Der Schwaden reiche von kurz unter der Wasseroberfläche bis in eine Tiefe von 1.000 Meter und sei fast zehn Kilometer breit, sagte ein Wissenschaftler der University of South Florida, David Hollander. Das Ölgebilde erstrecke sich mit einer Länge von 35 Kilometern nordöstlich des Öllecks in Richtung Mobile Bay in Alabama. Es ist bereits der zweite große unterseeische Ölschwaden, der nach der Explosion der Bohrinsel entdeckt wurde.

Obama: Der Staat bestimmt, und nicht BP

US-Präsident Barack Obama bekräftigte den staatlichen Führungsanspruch bei der Reaktion auf die Ölkatastrophe. Die Regierung bestimme, was geschehe, und nicht BP, sagte Obama am Donnerstag vor Journalisten in Washington. Alle Maßnahmen, die BP ergreife, müssten vorab von den staatlichen Stellen genehmigt werden, sagte er. Am Freitag wollte er erneut die Katastrophenregion besuchen.

Zugleich hat Obama als Reaktion auf die Ölpest ein Moratorium für neue Bohrungen in tiefen Gewässern um zunächst sechs weitere Monate verlängert. Mit der Verlängerung des Stopps von neuen Bohrungen könnte sich ein grundsätzlicher Wandel in der Haltung der Regierung zu den Offshore-Bohrungen andeuten.

(AFP/AP/csr/nbe)
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