Neue Kult-Puppe funktioniert per W-Lan Barbie lauscht im Kinderzimmer

New York · Die "Hello Barbie" nimmt Gespräche von Kindern auf und lernt, mit ihnen zu sprechen. Sie funktioniert per W-Lan und soll zunächst nur in den USA eingeführt werden. Datenschützer kritisieren den "Lauschangriff im Kinderzimmer".

 So sieht die "Hello Barbie" aus.

So sieht die "Hello Barbie" aus.

Foto: AP

Als der Hersteller Mattel am 9. März 1959 die Barbie auf der Spielzeugmesse in New York vorstellte, waren die Einkäufer zunächst misstrauisch, denn niemals zuvor hatten sie eine Puppe gesehen, die den zu jener Zeit beliebten Baby- und Kleinkindpuppen so wenig ähnelte. Seitdem hat die Puppe viele Mädchen dazu ermutigt, mit ihrer Hilfe in verschiedene Karrieren und Persönlichkeiten zu schlüpfen.

Das Rollenspiel könnte jedoch bald ganz anders aussehen: Barbie soll den Kindern auf ihre Fragen antworten und auf ihre Interessen eingehen. Ab dem Herbst soll in den USA die sprechende "Hello Barbie" auf den Markt kommen. Zu einem Preis von rund 75 Dollar, etwa 66 Euro, richtet sich die interaktive Puppe an mindestens sechsjährige Kinder. Laut Mattel Deutschland ist eine Markteinführung in Europa zunächst nicht geplant.

"Eine lernfähige Puppe, die sich Dinge merkt"

Die Barbie ist über eine drahtlose Internetverbindung (W-Lan) mit dem Server von Mattel verbunden und bekommt auf diesem Weg ständig Software-Updates. Wird diese Funktion aktiviert, dann hört die Puppe mit, was im Kinderzimmer gesprochen wird. Sie zeichnet alle Geräusche auf und filtert die Stimmen heraus. Auf diese Weise "lernt" sie, welche Interessen das Kind hat, und ist in der Lage, zu antworten.

Ein Beispiel-Dialog: Barbie fragt "Was isst du gerne?" Das Kind antwortet: "Italienisches Essen." Barbie: "Toll, das kenne ich noch nicht. Das musst du mir unbedingt mal zeigen." Beim nächsten Mal weiß sie dann vielleicht schon, dass das Kind am liebsten Spaghetti mit Tomatensoße isst und kann mit Tipps aufwarten. Die Interessen der Kinder werden gespeichert, damit die Puppe auf die Bedürfnisse des Gesprächspartners eingehen kann.

Sie soll später Witze erzählen und Spiele spielen. "Die 'Hello Barbie' ist eine lernfähige Puppe, die sich Dinge merkt und immer positiv antwortet. Schimpfwörter kommen in ihrem Wortschatz nicht vor", sagt Anne Esau, Sprecherin von Mattel Deutschland. Es gehe aber nicht darum, das klassische Rollenspiel abzulösen. Stattdessen handele es sich um eine Zusatzfunktion. Umfragen unter Kindern hätten ergeben, dass sich viele eine Barbie wünschten, die ihnen antwortet, erklärt die Sprecherin.

Die Sprachsteuerung der Puppe funktioniert ähnlich wie bei Siri von Apple. Die Technologie wurde von Mattel und dem Unternehmen Toy-Talk aus San Francisco entwickelt. Die "Hello Barbie" wurde jetzt in New York vorgestellt.

Bedenken von Datenschützern

In Deutschland wäre die Einführung einer solchen Barbie sicherlich mit größeren Hürden verbunden als in den USA, erklärt die Mattel-Sprecherin. In den USA seien Datenschutzbedenken geringer als hierzulande, zudem sei die Technik in den Kinderzimmern schon stärker auf dem Vormarsch. Viele Kinder nutzten dort Tablets. Auch in Deutschland bestimmt Hightech zunehmend den Gesellschaftsspielbereich, wie die Innovationen der großen Spielehersteller zeigen. Interaktive Spiele, die mit dem Smartphone oder Tablet arbeiten, setzen sich immer mehr durch.

Wer aber garantiert, dass die Gespräche im Kinderzimmer nur zur erneuten Wiedergabe gespeichert werden und nicht etwa, um die Interessen der Kinder auch aus marketingtechnischen Gründen auszuloten? Und wie gut sind die Informationen auf dem Server geschützt? Datenschützer haben große Bedenken und fürchten einen Lauschangriff im Kinderzimmer. "Wir würden die Puppe vor einer Markteinführung in Deutschland sehr genau prüfen", erklärt Tamara Begenisic, Sprecherin des Landesbeauftragten für Datenschutz in NRW.

"Es sind sensible Daten, die dort übermittelt werden. Gerade weil es um Kinder geht, halte ich das für bedenklich." So sei neben der Prüfung der Serversicherheit auch eine Untersuchung möglichen Missbrauchs notwendig. "Die Puppe könnte bewusst abgelegt werden, um damit etwas aufzunehmen", so Begenisic. Auch in den USA gebe es Richtlinien, an die man sich dort natürlich halte, heißt es von Seiten Mattel in Deutschland.

(lb)
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